Bundesliga-Rechte:Das Comeback des Leo Kirch

Eine Firma des Medienunternehmers Kirch darf die Bundesliga vermarkten. Das ist nur für jene überraschend, die von den geheimen Vorbereitungen nichts wussten.

Caspar Busse

Die neuen Büroräume der Deutschen Fußball Liga in Frankfurt liegen gleich um die Ecke der Deutschen Bank. Aus dem Fenster des Konferenzraums in der fünften Etage sind die mächtigen, blau schimmernden Zwillingstürme von Deutschland größtem Geldinstitut zu sehen, mit dem sich Leo Kirch seit Jahren eine milliardenschwere juristische Auseinandersetzung liefert. Besser könnte der Ort für das Comeback des Münchner Medienunternehmers kaum gewählt sein.

Natürlich war Leo Kirch, der am 21. Oktober seinen 81. Geburtstag feiern wird, persönlich nicht nach Frankfurt gekommen, er verfolgte das Geschehen wie immer von seinem Büro in der Münchner Innenstadt aus. Den Auftritt vor der Presse überließ er seinem engsten Mitarbeiter Dieter Hahn - so wie früher.

Die Rückkehr ist gelungen. Vorausgegangen war eine Zitterpartie. Die 36 Bundesligaklubs diskutierten heftig in einem Hotel ganz in der Nähe. Für viele ist Leo Kirch ein rotes Tuch. Schon einmal war er Partner der Bundesliga, nach seiner Insolvenz gab es heftige Turbulenzen. Diese Erinnerung ist noch frisch.

Der HSV stimmt dagegen

Schließlich stimmte aber nur der Vertreter des HSV gegen den Plan, es erneut mit Kirch und seinen Leuten zu versuchen. Für 12.30 Uhr am Dienstagmittag war eine Pressekonferenz geplant gewesen, es vergingen fünf Stunden, bis es soweit war. Hahn wartete in den Räumen der DFL, ließ sich angeblich per SMS über der Fortgang auf dem Laufenden halten.

"Sirius'' steht auf einem goldenen Schild in der Kardinal-Faulhaber Straße 15, wo Kirch sein Stadtbüro hat. Sirius ist einer der ersten Firmen von Leo Kirch, mit der er einst seine Karriere gestartet hat. Sirius heißt auch die Agentur, die die Geschäfte abwickeln wird.

Die Zusammenarbeit mit der Fußballliga ist weitreichend: Kirch und Hahn übernehmen von 2009 an die Vermarktung der Medienrechte der Bundesliga für sechs Jahre und garantieren drei Milliarden Euro. Am Ende dieser Periode wird Kirch 88 Jahre alt sein. Zudem soll eine Gemeinschaftsfirma von Kirch und der Fußballliga die kompletten Inhalte für das Bezahlfernsehen produzieren.

Das Comeback des Leo Kirch

In den fünfziger Jahren hatte Kirch, Sohn eines fränkischen Winzers, angefangen und einen Medienkonzern aufgebaut, der bald zu den größten in Deutschland gehörte.

Der Filmhändler Kirch engagierte sich später im Privatfernsehen, gehörte zu den Gründern von Sat 1, setzte auf das Pay-TV, handelte mit Sportrechten, versuchte den Axel Springer-Verlag zu übernehmen. Das Risiko scheute er dabei nie. Es war ein atemraubender Aufstieg, immer wieder gab es aber auch Gerüchte um Finanzprobleme. Schließlich musste der Konzern Insolvenz anmelden.

"Kirch war nie weg'', heißt es heute aus seinem Umfeld. Parallel zu dem Feldzug gegen die Deutsche Bank arbeiteten Kirch und Hahn schon bald wieder an einem neuen Firmengeflecht. Mit Hilfe einer Investmentbank beteiligten sich Hahn und Kirch verdeckt an der Schweizer Medienfirma Highlight, die unter anderem im Sportrechtehandel tätig ist und die Münchner Filmfirma Constantin besitzt.

Transaktion Ende September

Erst Ende September wurde das öffentlich. In einer komplizierten Transaktion tauschte Kirch damals die Beteiligung in ein Aktienpaket an der Münchner Firma EM Sport Media die früher EM.TV hieß. Daran sind Kirchund Hahn jetzt mit gut elf Prozent der größte Aktionär.

Zum Konzern gehören unter anderem der Spartensender DSF, das Internetportal Sport1 und die Produktionsfirma Plazamedia. Gleichzeitig scharte er eine Gruppe von Experten um sich: Dejan Jocic, zuvor Chef des Fußballsenders Arena und von Pro Sieben, sowie Dagmar Brandenstein, die bislang Geschäftsführerin der Sportrechteagentur von ARD und ZDF war.

Woher aber das Kapital für die Milliardengeschäfte mit dem Fußball kommt, liegt - ganz wie früher - im Dunklen. Wer die Banken sind, wollte Hahn nicht verraten. Nur soviel: Es seien renommierte Institute aus dem In- und Ausland. "Kirch ist immer für eine Überraschung gut'', heißt es vielsagend.

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