Bundesbank:Dunkle Finanzströme

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Die Bundesbank warnt vor Terrorfinanzierung über Fintechs. Diese können genutzt werden, um solche Zahlungsströme an den klassischen Banken vorbeizuleiten. Auch Bitcoins geraten ins Visier.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

In der weltweiten Internet-Gemeinde finden sie immer mehr Anklang: Es geht um Bitcoins, digitale Geldeinheiten, mit denen man von Computer zu Computer bezahlen kann, ohne Banken und weitgehend anonym. Das jedoch finden auch Geldwäscher attraktiv und alle, die den globalen Terror finanzieren.

Die Deutsche Bundesbank hat nun vor diesen neuen Bezahlformen gewarnt. Mit Blick auf die Terrorfinanzierung sagte Bundesbank-Vorstand Alexander Dombret bei der Vorstellung des jährlichen Finanzstabilitätsberichts: "Auch bei Fintechs muss man sehr genau aufpassen, weil die genutzt werden können, um solche Zahlungsströme an Banken vorbei zu leiten". Vor allem auf Zahlungsströme außerhalb Deutschlands habe die Bankenaufsicht keinerlei Zugriff. Fintechs sind digital orientierte Banken-Start-ups, die zum Beispiel neue Arten der Überweisung - etwa von Handy zu Handy - anbieten.

Dombret bereitet in diesem Punkt nach eigenem Bekunden vor allem die Bitcoin-Technologie Sorgen. Die Aufsicht erwägt nun aber, auch die etablierten Banken nach dem Risiko der Terrorfinanzierung zu befragen und nicht nur allgemein nach Cyberrisiken. "Ich kann mir vorstellen, dass wir die Terrorrisiken in die Einzelgespräche mit einbeziehen", sagte Dombret.

In Sachen Finanzstabilität warnte die Bundesbank einmal mehr vor den Risiken durch die Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB). Noch sieht die Notenbank aber keine gefährlichen Übertreibungen auf dem deutschen Finanzmarkt, auch für die Preise von Wohnimmobilien gab die Notenbank Entwarnung. "Wir haben hierzulande keine Hinweise auf einen exzessiven Immobilienboom", sagte Vizepräsidentin Claudia Buch. Das läge auch daran, dass die Immobilienkredite weiter auf nur moderatem Niveau wüchsen. Selbst bei einem Verfall der Immobilienpreise sei das Risiko massiver Kreditausfälle daher gering.

Auch für Deutschlands Banken halten sich die Gefahren der Niedrigzinsen trotz deren Ertragsschwäche noch in Grenzen. Insgesamt hätten die Banken zuletzt ihre Widerstandsfähigkeit erhöht, hieß es.

Auch die EZB, die am Mittwoch ebenfalls ihren halbjährlichen Stabilitätsbericht für den Euroraum vorstellte, äußerte sich zuversichtlich: Unter dem Strich sei das Euro-Finanzsystem widerstandsfähiger geworden. Die Wachstumsschwäche in den Schwellenländern allerdings bereitet der EZB wachsende Sorgen: Verluste an Chinas Aktienmärkten hätten im Sommer auch zu großen Unsicherheiten in Europa geführt.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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