Bundesagentur für Arbeit:"Kultur des Misstrauens"

Es sind harte Worte, die sich der Vorstand gerade anhören muss. In der Behörde ist das Betriebsklima mies, ergab eine Mitarbeiterbefragung.

Von Thomas Öchsner

Es sind harte Worte, die sich der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA) in diesen Tagen anhören muss: "Die Arbeit wird zu sehr von Zahlen dominiert." "Zu viele Hochglanzbroschüren - die gelebte Wirklichkeit sieht anders aus." "Wir haben eine kleinstteilige Steuerung in engster zeitlicher Taktung." "Wir haben eine Kultur des Misstrauens."

So oder so ähnlich äußerten sich Führungskräfte der Nürnberger Behörde in einer Mitarbeiterbefragung. Die Stimmung in den Jobcentern, Arbeitsagenturen und der Nürnberger Zentrale scheint demnach alles anders als gut zu sein. Immer wieder bewerteten Mitarbeiter die Situation bei ihrem Arbeitgeber mit der Note vier oder schlechter. Vorstandschef Detlef Scheele sprach in einer Videobotschaft für die Mitarbeiter auch von "Noten zwischen fünf und sechs, das entspricht einem blauen Brief, und die Versetzung ist gefährdet." Nun will er rasch Konsequenzen ziehen.

An der Befragung, über die der Spiegel zuerst berichtete, hatten sich im Sommer 2017 mehr als 2000 Mitarbeiter beteiligt. Die Ergebnisse einschließlich der persönlichen Kommentare legte die Arbeitsagentur im Intranet offen, so dass sie für alle 100 000 Mitarbeiter zugänglich war. "Man hat es jetzt schwarz auf weiß, was der Flurfunk vorher so hergab", sagt eine leitende Mitarbeiterin zu dem Ergebnis.

Scheele ist seit April Vorstandschef der BA. Er hatte laut seiner Videobotschaft selbst "kein gutes Ergebnis erwartet". Der frühere Hamburger Sozialsenator hatte aber offenbar nicht damit gerechnet, dass die Stimmung so desaströs ist. Der Vorstand sei nun wirklich aufgefordert, "jetzt einiges zu ändern", sagte Scheele. Er wünscht sich einen "Kulturwandel".

Der Chef der Arbeitsagentur will nun, dass die Führungskräfte enger und über die Ressorts hinweg besser zusammenarbeiten. Auch gehe es "um mehr Wertschätzung" untereinander, sagte er in der Videobotschaft. Dazu gehöre auch, in Zukunft die Führungskräfte zu fördern, die sich an diesen Kategorien orientierten. "Es geht um einen anderen Führungsstil", sagte Scheele. Über die Probleme soll bereits in den nächsten Wochen in zehn Regionalkonferenzen mit den Chefs von Arbeitsagenturen und Jobcentern gesprochen werden.

Scheele ist aber auch klar: "Eine neue Kultur der Zusammenarbeit kommt nicht über Nacht", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

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