Buchhandel:Wissen gegen Fake News

Fachinformationen - das klingt zunächst langweilig, kann aber durchaus ein gutes Geschäft sein. Springer Nature, einer der weltweit führenden Wissenschafts- und Fachverlage, will deshalb an die Börse - und mit seiner Aktie möglichst bald in den MDax.

Von Caspar Busse

Es soll der drittgrößte Börsengang in diesem Jahr werden: Rund 1,2 Milliarden Euro will Springer Nature, einer der weltweit führenden Wissenschafts- und Fachverlage, bei den Anlegern erlösen. Mehr haben bislang nur Siemens mit einem Teilverkauf der Medizintechniksparte Healthineers und die Deutsche Bank mit dem Börsengang des Vermögensverwalters DWS erzielt.

Fachinformationen - das klingt zunächst langweilig, ist aber durchaus ein gutes Geschäft. "Das ist eine wachsende Branche. Die Zahl wissenschaftlicher Artikel stieg zwischen 2009 und 2016 jährlich um fünf Prozent", sagt Ewald Walgenbach, der Aufsichtsrat bei Springer Nature und Partner bei BC Partners ist. Die Beteiligungsgesellschaft hält derzeit noch 47 Prozent an Springer Nature. Das Geschäft sei "extrem stabil". Das Abo wichtiger Fachinformationen sei für die meisten der 10 000 relevanten wissenschaftlichen Institutionen weltweit ein Muss, die Abbestellungen seien sehr gering. Ein Großteil der 2800 Zeitschriften, die der Verlag veröffentlicht, erscheinen bereits digital. Dazu kommen rund 13 000 Fachbücher im Jahr.

Insgesamt machte Springer Nature im vergangenen Jahr 1,64 Milliarden Euro Umsatz und erzielte ein operatives Ergebnis von 374 Millionen Euro. Die Deutschen sind damit hinter dem niederländischen Konkurrenten Elsevier die Nummer Zwei. "Springer Nature ist eine treibende Kraft für wissenschaftlichen Fortschritt", sagt Daniel Ropers, der neue Chef des Unternehmens. Und er betont, dass man "der anerkannteste und fortschrittlichste Wissenschaftsverlag" sein will.

Geplant ist offenbar, dass zunächst etwa 20 Prozent der Aktien an dritte Investoren abgegeben werden, der Unternehmenswert von Springer Nature würde damit bei mehr als fünf Milliarden Euro liegen. "Wir sind sehr optimistisch, dass Springer Nature recht schnell die Kriterien für die Aufnahme in den M-Dax erfüllen wird", sagt Walgenbach. Die Veröffentlichung der Preisspanne für den Börsengang steht unmittelbar bevor. Mit dem Erlös aus der geplanten Kapitalerhöhung sollen zunächst Schulden abgebaut werden. Ob BC Partners zum Börsenstart auch Aktien abgibt, ist offen.

Springer Nature war 2015 durch das Zusammengehen der beiden Fachverlage Springer (der nichts mit Axel Springer zu tun hat) und Nature entstanden. Springer war hoch verschuldet, hatte bereits einige Besitzerwechsel hinter sich und gehörte BC Partners. Nature war bis dahin in Besitz des Stuttgarter Verlegers Stefan von Holtzbrinck. Die Integration der beiden Unternehmen sei nahezu abgeschlossen, sagt Walgenbach, der viele Jahre für Bertelsmann gearbeitet hatte. "Stefan von Holtzbrinck und ich hatten von Anfang an großes Vertrauen ineinander", betont er. Es sei klar gewesen, dass BC Partners irgendwann aussteigen und Springer Nature an die Börse gehen werde. Holtzbrinck will zum Börsengang keine Anteile verkaufen, sondern weiter bestimmender Aktionär bleiben. In der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) hat er alle Stimmrechte. "BC Partners will mittelfristig über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren aussteigen", kündigt Walgenbach an.

"Gerade in Zeiten von Fake News kommt Fachmedien eine besonders wichtige Rolle zu", so Walgenbach weiter. Die Veröffentlichungen der Wissenschaftler werden sehr genau geprüft, das dauert durchschnittlich drei bis sechs Monate. Die Ablehnungsquote ist hoch und liegt in der Regel zwischen 50 und 60 Prozent, bei der international bekannten Zeitschrift Nature sogar bei 90 Prozent: "Wissenschaft und Öffentlichkeit können sich absolut darauf verlassen, dass die veröffentlichten Artikel verifiziert wurden."

Die Holtzbrinck Publishing Group kommt mit 4700 Mitarbeitern auf drei Milliarden Euro Umsatz, davon gut 1,6 Milliarden bei Springer Nature. Dazu gehören auch Buchverlage wie Rowohlt, S. Fischer, Kiepenheuer & Witsch und Droemer Knaur. In den USA werden die beiden Trump-Bestseller von Michael Wolff und James Comey verlegt.

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