Buchbranche:Amazon wirft Starautorin raus

Der kleine italienische Verlag Edizioni verweigert dem mächtigen Online-Händler einen höheren Rabatt. Amazon nimmt den Verlag aus dem Sortiment. Der Fall steht exemplarisch für den Kampf gegen die Übermacht.

Von Ulrike Sauer, Rom

Elena Ferrante gegen Amazon? Gegen die größte Onlineplattform der Welt rührt sich Widerstand von unerwarteter Seite. "Wir haben Nein gesagt", teilten Sandro Ferri und Sandra Ozzola mit, Gründer des römischen Buchverlags Edizioni und Verleger der mysteriösen italienischen Bestsellerautorin des Romanzyklus "Meine geniale Freundin".

Vor einem Monat hatte der übermächtige Online-Händler eine Veränderung der Konditionen verlangt. Amazon bestand auf einem höheren Preisnachlass. "Der Rabatt war nicht annehmbar für uns", lehnte Ferri ab. Er gibt keine Zahlen preis, doch in Verlagskreisen ist von 50 Prozent Preisreduktion die Rede. Amazon reagierte prompt auf die Weigerung und warf Elena Ferrante aus dem Sortiment. Amazon kündigte an, dass man keine Bestellungen mehr bei Edizione vornimmt. Die im Lager vorrätigen Bücher wurden an den Verlag zurückgeschickt. "Das ist eine Vergeltungsaktion", schimpft der italienische Verleger.

Zum ersten Mal begehrt ein kleiner Verlag gegen den Online-Händler auf. Man wehre sich gegen unfaire Wettbewerbspraktiken, sagt Ferri. "Amazon ist nicht irgendein Unternehmen. Es könnte in Zukunft der einzige Buchvertrieb sein", warnt er. Die beherrschende Marktposition setze die Ausdrucks- und Publikationsfreiheit aufs Spiel. Es bestünde die Gefahr, dass die Gewinnmargen kleiner Verlage weiter schrumpfen. Bedroht sei auch der Handel. Während kleine Buchläden 25 Prozent Rabatt von Verlagen erhalten, verlangte Amazon bisher 40 bis 45 Prozent. "Wenn wir sie gewähren lassen, zerstören sie den gesamten Buchhandel", sagt Ferri.

Der Kampf des römischen David gegen den amerikanischen Goliath erregt Aufsehen in Italien. Auch Stefano Mauri, Chef des zweitgrößten italienischen Verlags Mondadori-Rizzoli, kritisierte das "sehr aggressive Vorgehen" Amazons. Wer nur auf den Preis schaut, verzichtet langfristig auf Qualität, sagte Mauri. "Die Verlage müssen ihre Margen bewahren, um ihre Aufgabe zu erfüllen", sagte er. Amazon verrate sein Versprechen "Ich gebe Euch alles zu den besten Konditionen".

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