Briefporto:Acht Cent mehr aufs Kuvert

Briefportoerhöhung

Das Porto für einen Standardbrief kostet ab dem nächsten Jahr 70 Cent.

(Foto: dpa)
  • Die Deutsche Post wird das Porto für Standardbriefe im kommenden Jahr auf 70 Cent erhöhen.
  • Auch die Preise für Maxibriefe im Inland, internationale Standardbriefe und Postkarten ins Ausland und Großbriefe ins Ausland werden steigen.

Von Varinia Bernau

Sind acht Cent nun viel oder wenig? Die Antwort auf diese Frage ist so einfach wie unklar - und lautet: Es kommt darauf an. Um acht Cent wird die Deutsche Post im kommenden Jahr das Porto für einen Standardbrief erhöhen. Auf Kuverts, die nicht größer als eine Postkarte, nicht dicker als fünf Millimeter und nicht schwerer als 20 Gramm sind, gehören dann 70 statt wie bisher 62 Cent. Die Bundesnetzagentur hat die Erhöhung zum Jahreswechsel genehmigt. Das Porto soll für drei Jahre bestehen bleiben.

Der Aufschlag ist der happigste seit fast 30 Jahren: Im Jahr 1989 hatte der damalige Staatsmonopolist das Porto von 80 Pfennig auf eine Mark erhöht. Und es bleibt ja nicht nur bei den acht Cent, schließlich passt längst nicht jeder Gruß in einen Standardbrief. Auch bei anderen Produkten wird die Post ihre Kunden nämlich stärker zur Kasse bitten: Der Preis für den Maxibrief im Inland bis 1000 Gramm erhöht sich auf 2,60 Euro, für den internationalen Standardbrief und Postkarten ins Ausland werden 90 Cent fällig, der Preis für den Großbrief bis 500 Gramm ins Ausland erhöht sich auf 3,70 Euro.

Bislang vier Cent unter dem Durchschnitt

Gemessen an dem, was andere Europäer fürs Porto zahlen, lagen die Deutschen bislang vier Cent unter dem Durchschnitt: Nirgendwo ist ein Standardbrief mit 1,34 Euro so teuer wie in Dänemark, nirgendwo so billig wie mit 26 Cent in Malta. Auch nach der Erhöhung werden die Deutschen aber immer noch weniger zahlen als etwa die Griechen. Und das obwohl die Menschen in dem krisengeschüttelten Land weitaus weniger Geld zur Verfügung haben als hierzulande. Die Deutsche Post hat vom Institut der Deutschen Wirtschaft berechnen lassen, wie lange ein Industriearbeiter malochen muss, um auf seinem Lohnzettel den Betrag zu haben, den er in seiner Heimat für einen Standardbrief zahlen muss: Der europäische Schnitt liegt knapp unter dreieinhalb Minuten. Die Deutschen müssen - auch nach der Erhöhung - nicht einmal zwei Minuten arbeiten, um sich eine Briefmarke zu verdienen. In vielen osteuropäischen Ländern hingegen müssen sie dafür deutlich länger schuften, in Bulgarien etwa mehr als zehn Minuten.

Die Botschaft hinter dieser Statistik lautet: So viel verlangt die Deutsche Post ihren Kunden doch gar nicht ab. Dass die Aufsichtsbehörde den Weg dafür frei gemacht hat, begründet sie jedenfalls damit, dass man sicherstellen müsse, dass Verbrauchern auch weiterhin eine flächendeckende Versorgung zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung steht. Die Deutsche Post ist nämlich der einzige Anbieter, der Briefe von den Halligen bis in die Alpen austrägt. Allerdings fällt es dem Konzern zunehmend schwerer, das Geld dafür zu verdienen.

Denn die ausländischen Rivalen erwirtschaften mit dem teureren Porto, wie es etwa in Skandinavien, der Schweiz, Italien und Großbritannien anfällt, letztlich auch Geld, das ihnen Investitionen in Deutschland ermöglicht: Vor allem in Großstädten, aber auch bei Express- und Paketzustellungen drängen sie auf den hiesigen Markt. Die Deutsche Post reagiert darauf übrigens nicht nur, indem sie hierzulande an der Preisschraube dreht - sondern auch, indem sie im Ausland expandiert. Auch dort will sie mehr und mehr Pakete mit den Dingen zustellen, die im Netz bestellt werden. So kündigte der Bonner Konzern gerade erst an, auch in Schweden flächendeckend Pakete auszuliefern. DHL Paket hat von der Frachttochter der Post ein bestehendes Netzwerk mit etwa 1350 Shops übernommen. Anders als in Deutschland werden in Schweden private Paketsendungen nicht an der Haustür, sondern meistens an Paketshops geliefert und dort von den Empfängern abgeholt. Mit diesem Schritt will die Post internationalen Onlinehändlern einen Zugang zu einem weiteren europäischen Markt eröffnen. Auch in Belgien, Luxemburg, den Niederlande, Österreich, Polen, Tschechien und der Slowakei mischt die Deutsche Post inzwischen im Paketgeschäft mit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: