Brexit:60 000 Euro Umzugskosten

Banks Face 6 Billion Of Libor Litigation

"Gherkin", also Gewürzgurke, wird dieses Hochhaus im Bankenviertel genannt. Die Branche ist beunruhigt.

(Foto: Jason Alden/Bloomberg)

Was ein britischer EU-Austritt die Banken pro Mitarbeiter kosten kann.

Die Kosten für Banken, die ihre britischen Angestellten nach dem Brexit-Votum ins Ausland verlegen wollen, belaufen sich auf 50 000 Pfund pro Person, also rund 60 000 Euro. Dies hat die Unternehmensberatung Synechron ermittelt. Die Analyse schließt die Kosten für die Verlegung des Personals ein sowie für das Entlassen und Anstellen von anderen Angestellten, außerdem die Eröffnung neuer Büros in Städten wie beispielsweise Amsterdam, Dublin, Paris oder Frankfurt.

Leitende Angestellte bei den Großbanken Citigroup, Goldman Sachs und HSBC hatten mitgeteilt, dass das Brexit-Votum sie dazu zwingt, Angestellte auf den Kontinent zu verlegen, um ungehinderten Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu haben. Wenn Jamie Dimon, Chef der US-Investmentbank JP Morgan, seine Warnung wahr macht, dass bis zu 4000 Angestellte Großbritannien verlassen müssen, könnte dies die US-Bank bis zu 200 Millionen Pfund kosten. Die größte Sorge machen sie sich um das sogenannte Passporting. Laut EU-Gesetz kann eine Bank, die in einem Mitgliedsstaat eingetragen ist, ihre Produkte und Dienstleistungen in allen 27 anderen anbieten und erhält so Zugang zu einer Volkswirtschaft mit mehr als 500 Millionen Bürgern und einer Wirtschaftsleistung von rund 20 Billionen Euro. Mit einer Lizenz der britischen Finanzaufsicht konnte eine Firma bisher ihre Dienste auch im Rest der EU anbieten. Wenn England aus der EU ausgetreten ist, wird das nicht mehr möglich sein. Dann müssen sich die Finanzdienstleister einen anderen Hauptsitz in der EU suchen.

"Finanzielles Passporting ist unverzichtbar für die Tätigkeiten, die viele Banken in Europa ausüben, und sie werden sich sorgfältig überlegen müssen, in welcher Stadt ihre Interessen und die Interessen ihrer Kunden am besten erfüllt werden", sagte Tim Cuddeford von der Unternehmensberatung Synechron.

Einige europäische Wirtschaftszentren vom Festland versuchen, vom Referendum zu profitieren und bewerben sich bei großen und kleinen Unternehmen, die sich den Zugang zum Binnenmarkt sichern wollen. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier etwa startete eine Initiative, mit der von August an in London für den Standort Frankfurt geworben werden soll. Im Londoner Finanzdistrikt wurde Anfang Juli auch schon ein Lastwagen gesehen mit der Aufschrift: "Liebe Start-ups, bleibt ruhig und zieht nach Berlin."

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