Bosch-Chef Volkmar Denner:"Das Rennen in der vernetzten Welt ist völlig offen"

Denner, chairman of the board of management of Bosch, listens during the annual news conference in Stuttgart

Bosch-Chef Volkmar Denner

(Foto: REUTERS)

Der Bosch-Chef Volkmar Denner kritisiert im Interview das deutsche Schulsystem - und ruft die Mitarbeiter dazu auf, die Geschäftsmodelle des eigenen Konzerns anzugreifen.

Von Karl-Heinz Büschemann und Max Hägler

Volkmar Denner ist ein, man kann das sagen, ganz typischer Schwabe: Ein disziplinierter Tüftler, der sagt: "Technik ist Teil meines Lebenselixiers!" Schon bislang war er deshalb bei Bosch gerade am richtigen Platz: Öl, Zahnräder, Scheibenwischer und Bremsen - Bosch ist der größte Autozulieferer der Welt. Aber das reicht dem studierten Physiker Denner nicht mehr: Er will das schwäbische Traditionsunternehmen, das man lange mit Recht auch als spießig bezeichnen konnte, zu einem Digitalkonzern umbauen, der es mit Google und Apple aufnehmen kann.

"Das Rennen in der vernetzten Welt ist völlig offen", sagt Denner im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Noch hätten die deutschen Unternehmen dabei noch nicht verloren, auch wenn sie in Computerthemen derzeit nicht den Takt angeben. Allerdings müsse das Land dazu viel kreativer werden, müssten Schulen und Firmen vielmehr Freiräume schaffen, mahnt der Manager. Es sei etwa völlig überkommen, im Unterricht ständig abfragbares Wissen zu prüfen. "Wir können doch heute über Internetsuchmaschinen alles und jedes in Sekunden auf den Bildschirm holen." Was viel wichtiger wäre, sei die Fähigkeit zum systemischen und kritischen Denken.

Im eigenen Unternehmen schafft Denner Freiräume für Kreativität, indem alle seine Forscher jeden Dienstagvormittag freie Zeit zum Basteln an selbstgewählten Projekten haben: Die sonst übliche planmäßige Überlastung ersticke jede Kreativität. Doch der 59-jährige Bosch-Chef will seine 375.000 Mitarbeiter auch auf anderen Wegen zu neuen Ideen anstacheln: Vor einigen Tagen rief er per Videobotschaft dazu auf, die eigenen Geschäftsmodelle anzugreifen. Weit über 1000 Teams aus aller Welt schickten mittlerweile Antworten per Video - die besten werden nun ausgewählt und können zwei Monate lang ihre Angriffe aufs eigene Unternehmen ausarbeiten: "Besser, wir finden selbst die Schwachstellen unserer Geschäfte, als dass es andere tun."

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