Bolivien:Präsident Morales verstaatlicht spanische Stromfirma

Erst vor kurzem hat Argentinien verkündet, einen spanischen Ölkonzern zu enteignen. Jetzt verstaatlicht Boliviens Regierungschef ein Tochterunternehmen des spanischen Stromunternehmens Red Electrica. Das hat bei ihm am 1. Mai Tradition.

Bolivien verstaatlicht ein Tochterunternehmen des spanischen Stromkonzerns Red Electrica. Der linkspopulistische Präsident Evo Morales unterzeichnete ein Dekret, nach dem alle Aktien der Transportadora de Electricidad (TDE) von dem staatlichen Unternehmen Empresa Nacional de Electricidad (Ende) übernommen werden.

Er begründete den Schritt damit, dass das Unternehmen nicht in dem südamerikanischen Land investiert habe. Mit der Verstaatlichung solle die Kontrolle über strategisch wichtige Unternehmen wiedererlangt werden, erklärte Morales bei einer Mai-Kundgebung vor Gewerkschaftern im Regierungspalast Quemado in La Paz.

Der Staatschef beauftragte den Kommandeur der Streitkräfte, die Kontrolle über die Anlagen der Firma zu übernehmen. Transportadora de Electricidad betreibt 73 Prozent des bolivianischen Elektrizitätsnetzes. Bisher befanden sich 99,94 Prozent der Aktien des größten bolivianischen Stromversorgers im Besitz der spanischen REE. Das Unternehmen war 1997 privatisiert worden.

Seit seiner Amtsübernahme vor sechs Jahren hat Evo Morales an jedem 1. Mai die Verstaatlichung von Unternehmen angekündigt. Betroffen waren immer Firmen aus dem Öl- und Energiesektor.

Erst vor kurzem hatte Boliviens Nachbarland Argentinien die Verstaatlichung einer Tochter des spanischen Ölkonzerns Repsol angekündigt und damit den Zorn der ehemaligen Kolonialmacht auf sich gezogen.

Spanien versucht, Argentinien mit Sanktionsdrohungen von dem Vorhaben abzubringen. In Bolivien war bei Red Electrica zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Aus spanischen Regierungskreisen verlautete, dass die heimischen Behörden in Kontakt mit Bolivien stünden, um die technischen und diplomatischen Aspekte der Verstaatlichung zu diskutieren.

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