Börsengang des Start-up-Entwicklers:Rocket Internet zündet nicht

Börsengang Rocket Internet

Jetzt schlägt's 42,50 Euro: Rocket-Chef Oliver Samwer läutet die Börsenglocke zum eher schwachen Handelsbeginn seiner Aktiengesellschaft

(Foto: dpa)
  • Der Start-up-Entwickler Rocket Internet ist jetzt an der Börse. Der Aktienkurs des Unternehmens lag zu Handelsbeginn bei 42,50 Euro. Das ist genau der Ausgabepreis.
  • Es ist der größte Börsengang in Deutschland seit sieben Jahren.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Rocket Internet geht für 42,50 Euro in den Handel

Der Start-up-Entwickler Rocket Internet ist an der Frankfurter Börse gestartet. Der Aktienkurs lag zu Handelsbeginn bei 42,50 Euro. Das ist exakt der Ausgabepreis der Aktie. Die Anleger hatten zum Börsenstart also kein so hohes Käuferinteresse, um den Kurs direkt zu Handelsbeginn nach oben schießen zu lassen.

Milliarden für die Samwer-Brüder

Rocket nimmt durch den Börsengang 1,6 Milliarden Euro ein. In den Handel geht nur ein Teil der Aktien. Am Ausgabepreis gemessen ist Rocket rund 6,7 Milliarden Euro wert. Die Mehrheit der Anteile halten bisher die Investoren und Brüder Oliver, Marc und Alexander Samwer. Oliver Samwer ist zudem Chef von Rocket. Zweitgrößter Investor ist die schwedische Aktiengesellschaft Kinnevik. Rocket Internet ist der größte Börsengang eines Internet-Konzerns in Europa seit 2000 und die größte Neuemission in Deutschland seit sieben Jahren.

So lief der Börsengang in Frankfurt

Rocket hat einen schlechten Tag erwischt. "We rock the Internet", steht groß auf den Fahnen vor der Börse. Die Börse selbst hat Rocket noch nicht gerockt. Obwohl der Börsengang der Internetfirma mehr als doppelt so groß ist wie der von Zalando am Vortag, ist das Parkett nur halb so voll. Zalando ist als Marke einem breiten Publikum bekannt, Rocket ist dagegen ein Sammelsurium von Start-ups. Auch der erste Kurs von 42,50 Euro ist eine Enttäuschung - und zum Handelsbeginn gab die Aktie auch noch weiter nach. "Die Stimmung am Gesamtmarkt ist wegen Konjunktursorgen und Ebola-Ängsten schlecht", sagt Robert Halver, Kapitalmarkt-Analyst bei der Baader-Bank. "Dagegen kommt auch ein Internet-Start-up nicht an."

Keine umfassende Transparenz für Aktionäre

Rocket Internet ist im "Entry Standard" der Deutschen Börse gelistet. Das bedeutet, dass die Vorschriften zur Transparenz relativ gering sind: Unternehmen müssen nicht vierteljährlich umfassend über ihren Geschäftsverlauf berichten, sondern nur jährlich und zum Halbjahr in einer deutlich abgespeckten Version. Aktionärsschützer sehen das kritisch.

Was ist Rocket Internet?

Das Geschäftsmodell Rocket ist die Hoffnung, dass aus den geförderten Firmen das nächste große Ding wird. Die Holding beteiligt sich weltweit an Start-ups, auch in Schwellenländern wie Indien und Brasilien, vom Möbelhändler bis zum Taxi-Dienst. Rocket bedient sich dabei an Geschäftsmodellen, die andere Startup-Unternehmer etwa in den USA schon mit Erfolg erprobt haben. Die Rocket-Firmen sind im Schnitt erst zwei Jahre alt und schreiben in der Regel noch immer hohe Verluste, wie es bei Start-ups üblich ist. Rocket zielt darauf, dass die geförderten Firmen von anderen Investoren übernommen werden oder direkt sehr erfolgreich werden. Auch am Online-Modehändler Zalando, der am Mittwoch an die Börse ging, ist Rocket beteiligt.

Mitarbeit: Nakissa Salavati

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