Börsengang:Chinesen liebäugeln mit der Deutschen Bahn

Teure Tickets, Bedienzuschlag - daheim bringt die Bahn Politiker und Kunden in Rage. In China wird das anders gesehen. Der Staatsfonds CIC will Anteile kaufen.

Die Deutsche Bahn macht sich fein für die Börse - und erhöht dafür erst einmal die Preise. Doch damit nicht genug. Nicht nur in den Zügen, auch beim Ticketkauf gibt es bei der Bahn jetzt eine Zweiklassengesellschaft: Diejenigen, die nicht mit Internet und Automaten umgehen können oder wollen, zahlen drauf. 2,50 Euro pro Ticket - und diese Servicegebühr sorgt für jede Menge Ärger.

Börsengang: Die Bahn ist auf der Suche nach Investoren möglicherweise in China fündig geworden.

Die Bahn ist auf der Suche nach Investoren möglicherweise in China fündig geworden.

(Foto: Foto: dpa)

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will Bahnchef Hartmut Mehdorn die Pläne nicht ausreden, doch nun macht die SPD-Bundestagsfraktion Druck. Wenn auch mit einem ziemlich skurrilen Vorschlag. Nach dem Willen von Fraktionsvize Ulrich Kelber sollen nicht diejenigen, die am Schalter buchen, mehr bezahlen - sondern die Internet- und Automatenkunden weniger. "Jeder, der am Automaten sein Ticket zieht, sollte einen Bonus erhalten", sagte Kelber der in Hannover erscheinenden Neue Presse. Erforderlich sei "eine Vorwärtsstrategie".

"Herr Mehdorn macht alles falsch"

Der Bedienzuschlag am Schalter sei verbraucherfeindlich. "Herr Mehdorn macht im Augenblick so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Er erhöht die Preise weit über die Inflationsschwelle hinaus", sagte Kelber. Dies sei ein fatales Signal. Der Verzicht auf die Preiserhöhung oder nur eine moderate Anhebung wäre dagegen "Kundenwerbung für die Bahn" gewesen, sagte er.

Ein Bonus für Automatenkunden - das klingt erst einmal positiver, löst allerdings das Problem der Zweiklassengesellschaft beim Ticketkauf nicht. Ob man nun am Schalter mehr oder am Automaten weniger zahlt, macht am Ende auch keinen Unterschied. Daran ändert auch die "Vorwärtsstrategie" wenig.

Die Bahn selbst kümmert diese Debatte relativ wenig. Der Konzern ist derzeit auf der Suche nach Investoren - und die Unternehmensstrategie findet offenbar Anklang. Denn Chinas Staatsfonds hat wohl Interesse an einem Einstieg bei dem Teilbörsengang. Während seines zweitägigen Besuchs in China sprach Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) in Peking auch mit dem Vorsitzenden der China Investment Corporation (CIC) . Im Zusammenhang mit dem neuen Außenwirtschaftsgesetz erkundigte sich der Vorsitzende dabei auch, ob Steinbrück sich vorstellen könne, dass die CIC bei dem Verfahren mitbiete. Bei dem Investitionsarm der chinesischen Regierung bestünde "durchaus Interesse" am deutschen Markt, hieß es.

Anfragen aus China und Russland

Auch Bahnchef Mehdorn war zum Ende der Olympischen Spiele nach Peking gereist, und hat nach Angaben Steinbrücks anschließend von "informellen und neugierigen" Anfragen aus China sowie Russland gesprochen.

Dieses Interesse wird nicht einmal durch den Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner Bank beeinflusst. Denn auch die China Development Bank hat sich für die Dresdner Bank interessiert, kam jedoch - möglicherweise aus politischen Gründen - nicht zum Zug. Steinbrück bescheinigte der chinesischen Seite einen "völlig souveränen Umgang" mit dem Thema. Es habe bei seinen Gesprächen "überhaupt keine Rolle gespielt". Der Finanzminister bekräftigte, die Bundesregierung sei in dem Zusammenschluss "völlig neutral" gewesen.

Im Oktober will die Bahn 24,9 Prozent an ihrer neuen Verkehrstochter DB Mobility Logistics zum Kauf anbieten, die den Personen- und Güterverkehr sowie Dienstleistungen bündelt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: