Börsen-Fusion:Knapp darüber

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Die Eigentümer der Deutschen Börse haben der Fusion mit der Londoner Stock Exchange zugestimmt. Trotzdem kann der Zusammenschluss noch nicht vollzogen werden. Ein Knackpunkt ist auch, wo nach dem Brexit der Sitz sein soll.

Von Meike Schreiber/Reuters

Frankfurt - Es war alles andere als ein Selbstläufer, doch nun haben die Aktionäre dem Fusionsplan der Deutschen Börse zugestimmt. Diese will mit der London Stock Exchange (LSE) fusionieren, brauchte dafür aber die Rückendeckung ihrer Eigentümer. Nach den LSE-Aktionären gaben die Aktionäre des Dax-Konzerns am Dienstagabend ihr Einverständnis für den Zusammenschluss. Im Rahmen des Fusionsangebots seien 60,35 Prozent der Deutsche-Börse-Aktien angedient worden, teilten die Frankfurter mit. Sie übersprangen die Hürde von 60 Prozent, die für einen Fortgang der Fusion nötig war, somit kurz vor dem Ablauf der Frist um Mitternacht.

Ein Grund zum Jubeln ist das freilich noch nicht für Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter. Denn um sich die Zustimmung seiner Aktionäre zu sichern, hatte er die Mindestannahmequote vor zwei Wochen um 15 Prozentpunkte senken müssen. So wollte er sicherstellen, dass auch Indexfonds von großen Anbietern wie Blackrock ihre Papiere andienen. Viele Fonds, die den deutschen Leitindex Dax abbilden, können ihre Aktien bei Übernahmeangeboten erst anbieten, wenn die Schwelle von 50 Prozent überschritten ist.

Bliebe es bei einer Zustimmungsquote von rund 60 Prozent, wäre dies trotzdem vergleichsweise wenig. Die LSE-Aktionäre hatten der Fusion fast vollzählig zugestimmt. Da am Dienstag noch nicht alle Stimmen der Börse-Aktionäre ausgezählt waren, kann die Quote aber noch steigen.

Die größte verbliebene Hürde ist nun die Zustimmung der Aufsichtsbehörden - allen voran der hessischen Börsenaufsicht im Wirtschaftsministerium und der EU-Kommission. Das EU-Austrittsvotum der Briten hat jedoch vieles verändert. Im Fusionsplan heißt es noch, dass London der Holding-Sitz für das fusionierte Unternehmen wird. Dass aber die fusionierte Börse ihren Holding-Sitz nicht mehr in London und damit außerhalb der EU haben dürfe, ist inzwischen klar. Das hat auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier jüngst deutlich gesagt. Im Gespräch ist daher auch eine Doppel-Holding in London und Frankfurt. Doch eine solche Struktur wäre kompliziert und die Rivalität der Standorte absehbar.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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