Börse:Spekulation um VW-Strafzahlungen

In der Dieselaffäre lotet das US-Justizministerium offenbar die Straf-Schmerzgrenze für den Wolfsburger Konzern aus. Beide Seiten aber wollen noch vor dem Regierungswechsel in Washington eine Einigung finden.

Volkswagen sieht sich trotz drohender Strafzahlungen in Milliardenhöhe in den USA weiter in der Lage, die Lasten des Abgasskandals zu stemmen. Die finanzielle Stärke des Konzerns sei "immer noch ziemlich robust", teilten die Wolfsburger am Dienstag mit. Ein Sprecher verwies auf die im Zusammenhang mit den Abgasmanipulationen bisher gebildeten Rückstellungen von 17,8 Milliarden Euro. Damit seien alle bis heute bekannten Sondereffekte abgedeckt.

An der Börse blieben jedoch Zweifel. Die VW-Aktie, die zuvor wegen eines Medienberichts massiv an Wert verloren hatte, dämmte ihre Verluste nur wenig ein und war einer der größten Verlierer im Leitindex Dax. Dabei spielten offenbar Spekulationen eine Rolle, Volkswagen könnte in den USA das gleiche Schicksal drohen wie der Deutschen Bank. Von dem Geldhaus fordert das US-Justizministerium umgerechnet gut zwölf Milliarden Euro als Strafe für unsaubere Geschäfte auf dem amerikanischen Immobilienmarkt vor der Finanzkrise. Diese Summe übersteigt die Rückstellungen der Bank um ein Vielfaches. Die Bank rechnet aber damit, dass die Strafe im Rahmen von Verhandlungen noch deutlich gedrückt werden kann.

Hintergrund des Kursrückgangs bei VW war offenbar ein Bericht der Agentur Bloomberg, wonach das US-Justizministerium derzeit auslote, wie hoch eine Strafe gegen Volkswagen ausfallen könnte, ohne die Zukunft des Unternehmens infrage zu stellen. Die US-Regierung, vor allem aber Volkswagen, wollen eine Einigung noch bis Januar - also vor dem Regierungswechsel in Washington, mit dem die politischen Beamten ausgetauscht werden könnten, die das Verfahren bisher begleiten.

Vertreter des Konzerns und des US-Justizministeriums verhandeln dem Vernehmen nach bereits seit einigen Wochen über eine Beilegung der strafrechtlichen Ermittlungen. Sollte das gelingen, wäre es - nach dem milliardenschweren Vergleich zur Entschädigung der Kunden für manipulierte Dieselmotoren - der zweite wichtige Erfolg des Konzerns bei der Bewältigung des Dieselskandals.

Nicht auszuschließen ist, dass Volkswagen für seine Manipulation in den USA eine Rekordstrafe leisten muss. Höher jedenfalls als jene Summe, die Toyota bezahlen musste. Der japanische Konzern hatte für klemmende Gaspedale die bisher höchste Strafe eines Autobauers in den USA von 1,2 Milliarden Dollar geleistet.

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