Börse:"Der Markt bleibt angeschlagen"

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Obwohl die Zuversicht über die weitere konjunkturelle Entwicklung in Deutschland wieder etwas wächst, fällt der Dax deutlich zurück.

Die deutschen Aktienindizes haben am Dienstag deutliche Kursverluste verzeichnet und sind damit der negativen Tendenz der Börsen in Übersee gefolgt.

Die überraschende Aufhellung der ZEW-Konjunkturerwartungen hilft dem Markt nicht. (Foto: Foto: ddp)

Auch eine überraschende Aufhellung der ZEW-Konjunkturerwartungen im November half dem Markt unterdessen kaum auf die Sprünge.

Gegen Mittag ging es für den deutschen Leitindex Dax um rund zwei Prozent auf 4921,18 Punkte nach unten, bis Handelsschluss verlor er 5,2 Prozent auf 4761 Zähler.

Für den MDax mittelgroßer Werte ging es um 4,13 Prozent auf 5498,42 Punkte nach unten. Der TecDax fiel um 3,17 Prozent auf 521,58 Zähler.

Langfristige Aussichten schlecht

"Der Markt bleibt angeschlagen", sagte Marktstratege Mirko Pillep von der Helaba.

So reagierte der Leitindex auf die überraschend aufgehellte Stimmung unter deutschen Finanzexperten im November sogar mit einem neuen Tagestief, bevor er sich wieder stabilisierte und auf dem Stand vor Bekanntgabe der ZEW-Daten einpendelte.

Der besser als erwartet ausgefallene ZEW-Index zeige lediglich eine temporäre Entspannung, so Pillep: "Die langfristigen Aussichten bleiben schlecht." Auch das von der chinesischen Regierung am Vortag aufgelegte milliardenschwere Konjunkturprogramm werde nicht lange helfen. Alle Augen seien nun auf das G20-Treffen am Wochenende gerichtet, von dem Vereinbarungen für eine neue Weltfinanzordnung erwartet werden.

BGH-Urteil findet kaum Beachtung

Mit Blick auf Einzelwerte standen vor allem Unternehmen mit Quartalsberichten im Fokus. RWE etwa. Der Versorger verzeichnet in den ersten neun Monaten ein operatives Ergebnisplus. Ein Händler sagte: "Die Zahlen übertreffen deutlich die Erwartungen und der Konzern hat seine Umsatzprognose für 2008 angehoben und seine restlichen Ziele bestätigt. Das stützt die Aktien." Die anfänglichen leichten Gewinne gaben die RWE-Aktien allerdings im weiteren Handelsverlauf wieder ab. Am Nachmittag lagen sie mit 1,7 Prozent im Minus.

Die Feststellung des Bundesgerichtshof (BGH), dass RWE in Deutschland zusammen mit Eon eine marktbeherrschende Stellung habe, fand nach Angaben der Händler nur wenig Beachtung. Eon verloren 2,4 Prozent.

Aktien von Infineon Technologies zählten mit einem Minus von mehr als sechjs zu den größten Verlierern im Dax.

Börsianer verwiesen neben dem schwachen Gesamtmarkt insbesondere auf einen Bericht der Süddeutschen Zeitung als Belastungsfaktor. Die Schieflage bei der Infineon-Tochter Qimonda spitzt sich demnach zu.

In einem internen Papier warnten führende Betriebsräte erstmals vor dem Aus des Chipherstellers mit 13.000 Mitarbeitern.

Ein Händler betonte: "Die Möglichkeit einer Pleite ist zwar größtenteils im Qimonda-Kurs enthalten, dennoch belastet der Bericht heute den Infineon-Kurs."

Daneben standen vor allem Finanzwerte unter Abgabedruck - allen voran Allianz-Aktien mit einem Abschlag von 6,7 Prozent auf 60,85 Euro.

Tognum gehörten im MDax mit plus 7,4 Prozent zu den Favoriten. Händler stuften die Zahlen des Motorenbauers als "erfreulich" ein. Analyst Dirk Nettling von der Commerzbank sieht die Quartalszahlen ebenfalls "über den Erwartungen".

Qiagen springen nach oben

Außerdem habe der Konzern die Prognosen für das laufende Jahr bestätigt, was aus Sicht des Händlers ebenfalls positiv zu werten ist. Aktien des Möbel- und Bauzulieferers Pfleiderer legten um 5,8 Prozent zu. Pfleiderer hat im dritten Quartal trotz der konjunkturellen Flaute überraschend mehr verdient als ein Jahr zuvor, ist aber wegen der Konjunktureintrübung deutlich vorsichtiger für das restliche Gesamtjahr. Händler verwiesen auf die "überraschend guten" Zahlen, die den eingetrübten Ausblick verdrängten.

Aktien der Aareal Bank sanken indes um zehn Prozent ab. Die Bank nahm trotz der solide eingestuften Zahlen im dritten Quartal ihre Prognose für das Gesamtjahr zurück.

Die dramatischen Marktverwerfungen der letzten Wochen hätten gezeigt, "dass im derzeitigen Umfeld verlässliche Prognosen für das Gesamtjahr 2008 nicht möglich sind", sagte Vorstandschef Wolf Schumacher.

Der Immobilienfinanzierer braucht im Moment zwar keine staatliche Hilfe, schloss aber eine künftige Nutzung des Rettungsschirms nicht grundsätzlich aus.

Im TecDax sprangen Qiagen um 10,41 Prozent auf 13,05 Euro nach oben. Marktteilnehmer lobten die am Vorabend vorgelegten Zahlen zum dritten Quartal, die zu einer Anhebung der Jahresprognose des Biotechunternehmens geführt hatten.

Auch beim Umsatzziel für 2008 ist Qiagen optimistisch. "Wir sind gut unterwegs, die Mitte unserer Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2008 zu erreichen. Am unteren Rand werden wir voraussichtlich nicht rauskommen", sagte der Vorstandsvorsitzende Peer Schatz.

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