Börse Athen:Anleger fliehen aus griechischen Aktien

  • Pläne der neuen griechischen Regierung sorgen für heftige Reaktionen an den Finanzmärkten
  • Aktien brechen um gut neun Prozent ein.
  • Banktitel verlieren sogar bis zu 30 Prozent.

Kaum hat die neue Links-Rechts-Regierung in Griechenland erste Pläne vorgestellt, sind die Finanzmärkte des Landes am Mittwoch abgestürzt. Sowohl Aktien als auch die Kurse von Staatsanleihen erlitten starke Verluste. Der Aktien-Leitindex ATG in Athen beendete den Handel rund neun Prozent schwächer.

Besonders dramatisch fiel der Wertverlust bei Finanztiteln aus: Der griechische Bankenindex brach um fast 25 Prozent ein und damit so stark wie noch nie. Der Marktwert der dort gelisteten größten Banken des Landes fiel auf rund elf Milliarden Euro. Damit sind sie an der Börse derzeit weniger wert als die Commerzbank alleine. Investoren stellten sich auf das Schlimmste ein, sagt OTAS-Analyst Simon Maughan. Das wäre, wenn die Europäische Zentralbank die von den Banken gehaltenen Wertpapiere nicht mehr als Sicherheiten für Kredite akzeptieren würde. Damit würde ihnen der Geldhahn zugedreht. "Und eine Bank ohne Geld ist keine Bank." Im Markt macht sich Panik breit. "Viele Investoren wollen raus, um jeden Preis." Heftig reagierten auch griechische Staatsanleihen. Starke Verkäufe führten zu fallenden Kursen und steigenden Renditen. Bei Papieren mit einer Laufzeit von zehn Jahren sprang die Rendite zeitweise auf 10,75 Prozent von 9,87 Prozent am Dienstag. Der Zins hat damit wieder das Niveau erreicht, das er vor der Ankündigung des massiven Kaufprogramms von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank erreicht hatte. Die Renditen signalisieren den faktischen Preis, den Staaten für neue Schulden am Kapitalmarkt zahlen müssen; Sätze von mehr als sieben Prozent gelten als längerfristig nicht mehr tragbar. Griechenland braucht seit Jahren die Hilfe internationaler Geldgeber. Entgegen deren Vorgaben will der frisch gekürte Ministerpräsident Alexis Tsipras die Privatisierung der großen Häfen Piräus und Thessaloniki stoppen. Auch die Elektrizitätsgesellschaft DEI und die staatlichen Eisenbahnen stehen nicht mehr zum Verkauf. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's bezweifelt, dass Griechenland seine derzeitige Bonitätseinstufung "B" halten kann, auch das ist schon Ramschniveau. Der Ausblick wurde von "stabil" auf "negativ" gesenkt, teilte die Agentur am Abend mit. Die angekündigte Wirtschafts- und Haushaltspolitik der neuen Regierung drohe Griechenland auf Kollisionskurs mit seinen internationalen Kreditgebern zu bringen.

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