Boeing:Mögliche neue Air Force One steht in der Wüste

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Bisher fliegt der US-Präsident zwei Boeing 747-200 aus dem Jahr 1990.

(Foto: AFP)
  • Die zwei Air-Force-One-Flugzeuge kommen in die Jahre. Deshalb hat die US-Regierung schon vor einiger Zeit bei Boeing neue Maschinen bestellt.
  • Doch im Dezember twitterte Donald Trump, dass er vier Milliarden Dollar für zu teuer hält - und drohte, den Auftrag zu stornieren.
  • Jetzt bahnt sich ein Kompromiss an: Boeing hat noch zwei 747-8 auf Lager, die umgebaut werden könnten. Viel billiger dürfte das aber nicht werden.

Von Hans von der Hagen

Was war das für eine Aufregung, als Donald Trump im Dezember twitterte: "Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für künftige Präsidenten, aber die Kosten sind außer Kontrolle, mehr als vier Milliarden Dollar. Auftrag stornieren!" Die Boeing-Aktie brach ein, und manche fragten sich, ob Trump mit seinem Frontalangriff auf den US-Flugzeughersteller nicht zu weit ging.

Schließlich gelten die mächtigen blau-weiß lackierten 747 als Aushängeschild der Nation. Anderen gefiel hingegen, dass Trump ein bisschen Druck machte. Vier Milliarden Dollar für Flugzeuge, die für den Linienbetrieb gekauft knapp 390 Millionen Dollar pro Stück kosten? Ist das nicht etwas übertrieben? Nun bekommt die Geschichte eine neue Wendung: Die US Air Force will womöglich zwei Jumbos vom Typ 747-8 kaufen, die Boeing partout nicht loswird. Derzeit sollen sie in der Mojave-Wüste stehen. Dort befindet sich beim Flughafen Victorville der berühmteste Flugzeugfriedhof der Welt.

Jumbos sind gerade unbeliebt

Im Februar hatte das Pentagon für die zwei neuen Air-Force-One-Maschinen 3,2 Milliarden Dollar budgetiert. Auch wenn das Branchenmagazin Defense One nun Offizielle zitiert, wonach die Air Force ein gutes Geschäft mache - erheblich günstiger dürfte es am Ende nicht werden. Den Großteil der Kosten machen schließlich erst die aufwendigen, teils Jahre in Anspruch nehmenden Umbauten für den Präsidenten aus. Womöglich aber werden die Flugzeuge nun schneller zur Verfügung stehen.

Ursprünglich waren die Jumbos für die russische Transaero Airlines gebaut worden. Die Fluglinie hatte 2013 vier Maschinen bestellt, ging aber kurz vor Übernahme der ersten beiden Flugzeuge Pleite. Mit dem Bau der beiden übrigen Maschinen hatte Boeing gar nicht erst angefangen. Die Fluggesellschaft Aeroflot übernahm zwar die Transaero-Flotte, doch die 747 wollte sie nicht haben. Das Großflugzeug ist im Betrieb zu teuer und findet derzeit genauso wenig Abnehmer wie der A380 des Konkurrenten Airbus. Nach Angaben von CNN sollten die beiden 747 dann auch mal an Iran Air verhökert werden, aber die Iraner ließen sich nicht darauf ein.

Dafür hat nun die Air Force One Interesse. Dass Trump mit bestellten, aber nicht abgeholten Flugzeugen kein Problem haben dürfte, beweist schon seine eigene Flugzeug-Vita. Trump, Ende der Achtzigerjahre selbst Eigner einer Fluggesellschaft, flog jahrelang eine Boeing 727 aus dem Jahr 1969. 2011 kaufte er sich eine 757, die er, so kolportieren es die Medien, zärtlich T-Bird nennt und an unterschiedlichen Stellen vergoldet hat. T-Bird, Erstflug 1991, war zuvor für mehrere Fluglinien unterwegs und gehörte zwischendurch auch mal dem Microsoft-Mitgründer Paul Allen.

Und nun? Sollte die Übernahme der Jumbos zustande kommen, werden die 747 Sitzungsräume und Büros erhalten, dazu ein Raketenabwehrsystem und Schutz gegen elektromagnetische Impulse, die nach Nuklearexplosionen der Flugzeugelektronik schaden könnten. Und mit etwas Glück sind sie so schnell fertig, dass Trump noch in ihnen fliegen kann.

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