Bochumer Opel-Arbeiter bleiben hart:Auch Montag sollen Bänder stehen

Während die Verunsicherung der Mitarbeiter des Opel-Werks in Bochum wächst, sieht IG-Metall-Bezirksleiter Detlef Wetzel unterdessen positive Signale für Verhandlungen.

Im Kampf um ihre Arbeitsplätze bleiben die Arbeiter im Bochumer Opel-Werk bei ihrer harten Linie. Auch zur nächsten regulären Schicht am Montag um sechs Uhr soll die Arbeit ruhen, sofern der Opel-Vorstand bis dahin nicht deutlich betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. "Für uns und die IG Metall ist eine klare Aussage, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird, die Bedingung, Einfluss auf die Belegschaft zu nehmen", sagte Betriebsratssprecher Lothar Marquardt am Samstag.

Der Betriebsrat richte sich auf einen "harten Kampf" ein, sagte Marquardt. Drohungen aus dem Opel-Mutterkonzern General Motors, das Werk in Bochum zu schließen, seien eine schlechte Grundlage für weitere Gespräche. "Unter diesen Voraussetzungen werden wir nicht verhandeln."

Der Betriebsrat rechnet nach eigenen Angaben damit, dass auch in den europäischen Werken in England, Belgien und Polen ab Montag die Produktion ruhen werde. Die Betriebe werden von Opel Bochum beliefert. "Am Montag dürfte dort die Pipeline leer sein, dann kann auch dort nicht mehr gearbeitet werden", sagte Marquardt. Am kommenden Dienstag ist ein europaweiter Aktionstag bei Opel geplant.

"Hätten früher handeln müssen"

Über die möglichen Spielräume und weiteren Folgen der radikalen Sparpläne gab es am Wochenende widersprüchliche Signale von der amerikanischen Opel-Mutter General Motors (GM). Der Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Carl-Peter Forster brachte eine Auffanggesellschaft zur Abfederung der GM-Sparpläne ins Spiel. Damit könnten betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden, sagte Forster der Welt am Sonntag. Die vom Stellenabbau betroffenen Beschäftigten könnten in die Gesellschaft überführt werden, hätten damit eine Arbeitsplatzgarantie für zwei Jahre, müssten aber dafür Lohneinbußen akzeptieren.

GM-Europachef Fritz Henderson sagte zwar dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, Fabrikschließungen seien langfristig nicht auszuschließen, wurde aber in anderen Zeitungen deutlich härter zitiert. Demnach gibt Henderson Opel keine Überlebenschance, falls das radikale Sparprogramm für das GM-Europageschäft nicht umgesetzt würde.

Auf die Frage, wie lange Opel ohne den angekündigten Sanierungskurs durchhalten könne, sagte er: "Gar nicht mehr. ... Aus heutiger Sicht hätten wir zweifellos früher handeln müssen."

In der Welt am Sonntag drohte er den Bochumer Opel-Beschäftigten indirekt mit einer Schließung ihres Werkes. Die Gefahr einer Werksschließung sei nicht vom Tisch, sagte Henderson. Das Bochumer Werk stehe von allen deutschen Opel-Werken am schlechtesten da.

"Da werden die Positionen gewechselt wie die Unterwäsche", kommentierte der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz am Samstag in Rüsselsheim die unterschiedlichen Stimmen. Es sei ein Teil des Problems, dass sich seit Wochen die Spekulationen jagten. Dies verunsichere die Beschäftigten und die Kunden: "Das Marken-Image wird vom eigenen Management besudelt", sagte Franz.

Die Arbeitsniederlegungen in Bochum hat das Management nach Franz' Einschätzung selbst zu verantworten: Die Beschäftigten seien durch gezielte Indiskretionen aus der europäischen GM-Zentrale provoziert worden. Den Betriebsräten habe dies keine Chance zu sachlicher Information gelassen: "Ich habe volles Verständnis für die Beschäftigten, die ihrer Empörung Luft verschaffen."

12000 Stellen gefährdet

Für Verhandlungen mit dem Opel-Management gibt es nach Franz' Angaben noch keinen Termin. Er glaube aber, dass dies schon in der kommenden Woche erfolgen werde. Der nordrhein-westfälische IG-Metall-Bezirksleiter Detlef Wetzel sieht unterdessen positive Signale für Verhandlungen. Die Position der GM-Manager sei aufgeweicht, und einen Stellenabbau nach dem Prinzip "Friss oder stirb" werde es nicht geben.

GM will in den kommenden beiden Jahren bei seinen europäischen Töchtern Opel, Vauxhall und Saab bis zu 12 000 der mehr als 60 000 Stellen streichen, um die jährlichen Kosten um rund 500 Millionen Euro zu senken. Der Löwenanteil - mit 10 000 von 33 000 Stellen - entfällt voraussichtlich auf Opel.

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