BMW:Ohne jede Ironie

"Es war ein gutes Jahr, gut haben Sie das gemacht!" Die Aktionäre des Münchner Autoherstellers sind offenbar zufrieden, trotz des Dieselskandals.

Von Max Hägler

Als harte Aktionärsschützerin und scharfe Rednerin ist Daniela Bergdoldt bekannt. Insofern warten erst einmal alle bei dieser BMW-Hauptversammlung, ob das jetzt Ironie war. Aber nein, Bergdoldt hat die freundlichen Worte genauso gemeint: "Es war ein gutes Jahr, gut haben Sie das gemacht!" Auf der Bühne hier in der kleinen Olympiahalle in München, wo Konzernchef Harald Krüger und seine Vorstände sowie die Aufsichtsräte um Norbert Reithofer und Stefan Quandt versammelt sind, atmen sie jetzt durch.

Die durchaus aufgeräumte Stimmung an diesem Tag kippt nicht, die eingeleitet wurde durch die freundliche Verabschiedung von Ian Robertson, dem Rock'n'roller und Ex-Vertriebsvorstand. Das achte Rekordjahr in Folge hat BMW verzeichnet: 5000 zusätzliche Arbeitsplätze, 88,6 Milliarden Euro Umsatz und 8,7 Milliarden Euro Gewinn. Damit ist man nach eigener Rechnung der profitabelste Autohersteller. Und einer, der sich sogar Humor erlauben kann. "Exklusiv für Sie, liebe Aktionäre", gebe es einen Blick in die Zukunft, setzt Krüger an - und schmunzelt. Denn auf der Leinwand ist ein Schattenriss zu sehen, der an Arbeiten von M. C. Escher erinnert - aber letztlich ungefähr gar nichts zeigt.

So sauber die Bilanz ist, einige unangenehme Themen stehen schon an: "Ein Dieselskandal bei BMW, das war bislang undenkbar", sagt Winfried Mathes von Deka Investment. Er sei im März aus allen Wolken gefallen, als die Staatsanwaltschaft deswegen die Zentrale durchsuchte. Wobei: Abgesehen davon laufe es ja "rund" bei BMW. Von "Streifschuss" spricht Bergdoldt in Hinblick auf den Dieselskandal. Die Durchsuchung war auch für BMW selbst undenkbar, schmallippig agierten sie bei der Jahrespressekonferenz direkt danach. Mittlerweile sagt Krüger: "Wir gehen unseren eigenen, geraden Weg." Was bedeutet: Sie versuchen wieder ihre angeblich Sonderrolle zu betonen, die sie vor der Durchsuchung stets einzunehmen versuchten. Es sei ein "handwerklicher, menschlicher Fehler" gewesen, der die Ermittler auf den Plan gerufen habe, sagt Aufsichtsratschef Reithofer, und er bittet darum, das Verhältnis im Blick zu behalten: Die Fehler, die die Staatsanwaltschaft als möglichen Betrug verfolgt, seien bei 11 700 Dieselwagen festgestellt worden; in der betreffenden Zeit habe BMW elf Millionen Autos verkauft. "Mit einer gezielten Manipulation von Motorsteuerung und Abgasreinigung hat das nichts zu tun", sagt Krüger. Derlei sei "das Handeln einiger Hersteller". Wir sind sauberer als die anderen, diese Haltung passt zur Frage der Hardware-Nachrüstungen für Dieselautos: Die halte man weiter nicht für sinnvoll, sagt Krüger. Auch nicht an diesem Tag, an dem die EU die Bundesrepublik wegen diesel-belasteter Luft verklagt. BMW habe früher als andere bessere Abgasreinigungen gebaut, wirbt der BMW-Chef; die Flotte liege bei den Dieselabgasen 40 Prozent unter dem deutschen Durchschnitt. Sauberer, wahrscheinlich. Dass aber auch dies noch zu viel ist, um die EU zufrieden zu stellen, darüber reden sie heute nicht.

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