Blick auf die Bilanzen:Stimmung gut, Profite auch

Rekordverluste bei VW, Deutscher Bank und Eon - abgesehen von diesem traurigen Trio laufen die Geschäfte gut bei den Dax-Unternehmen. Davon profitieren auch die Aktionäre.

Von Caspar Busse

Für drei sah es im vergangenen Jahr besonders schlimm aus: Die Deutsche Bank, Eon und Volkswagen meldeten für 2015 jeweils den höchsten Verlust der Unternehmensgeschichte - zusammen erwirtschaftete das traurige Trio ein Minus von mehr als 15 Milliarden Euro, eine ziemlich hohe Summe. Das Frankfurter Geldinstitut musste hohe Abschreibungen und Rückstellungen für Rechtsrisiken vornehmen, der Energiekonzern aus Düsseldorf leidet wie Konkurrent RWE unter der Energiewende. Der Autohersteller aus Wolfsburg steckt nach den Abgasmanipulationen bei seinen Dieselfahrzeugen in schweren Turbulenzen und muss hohe Sonderbelastungen verkraften: Die Entschädigungen für Autobesitzer und die Kosten für die Umrüstung der Fahrzeuge gehen in die Milliarden, außerdem drohen hohe Strafen.

Doch so desolat die derzeitige Lage der drei Traditionsunternehmen auch ist (Deutsche Bank und VW rechnen auch für 2016 mit Verlusten) - es sind nur drei Ausreißer, wenn auch heftige. Bis auf Eon-Konkurrent RWE, der auch im Minus ist, melden alle anderen Dax-Konzerne nämlich einen ansehnlichen und meist steigenden Jahresüberschuss. Davon profitieren auch die Aktionäre. Nach einer Untersuchung der Wirtschaftsprüferfirma Ernst & Young zahlen die im Dax-30 gelisteten Unternehmen in diesem Jahr 29,2 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus, das sind nur 1,9 Prozent weniger als im Vorjahr.

S-Klasse - Produktion

Produktion der S-Klasse bei Daimler in Sindelfingen: Der Konzern macht den höchsten Gewinn aller Dax-Unternehmen.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Auch das Jahr 2016 lässt bislang Gutes erwarten

Bei immerhin der Hälfte der 30 Unternehmen ist die Dividende so hoch wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte. Auch das ist ein Indiz für den Optimismus. Die Gewinnmaschine läuft also, das dürfte bei dem überwiegenden Teil der Firmen auch 2016 weitergehen. Wenn die Unternehmen jetzt über die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Quartal berichten, ist nicht mit einer Flut negativer Nachrichten zu rechnen. Vielmehr werden Umsatz und Gewinn wohl im Durchschnitt zulegen. So meldete Bayer gerade ein Gewinnplus von immerhin 13 Prozent.

Der Grund: Die Konjunktur entwickelt sich gut, Produkte aus Deutschland sind weiter gefragt. "Die deutsche Wirtschaft bleibt in einem moderaten Aufschwung", sagt der neue Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Führungskräfte beurteilten im Geschäftsklimaindex ihre Aussichten für die kommenden sechs Monate besser als zuletzt, ihre Lage aber etwas ungünstiger. Die Stimmung sei "gut, aber nicht euphorisch", so das Ifo. Ein Einbruch ist trotz der Unsicherheiten, etwa die Abstimmung über den Ausstieg Großbritanniens aus der EU, der labilen Lage in China oder dem Rückgang in den ehemals hoffnungsvollen Schwellenländer, nicht zu erwarten. Denn es gibt auch positive Punkte: Der schwache Euro, der weiter sehr geringe Ölpreis und die extrem niedrigen Zinsen helfen den Unternehmen.

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Zum Beispiel Lufthansa: Die Fluggesellschaft befindet sich mitten im Umbau und leidet unter der Konkurrenz von aggressiven Billigfliegern einerseits und den Airlines vom Golf andererseits. Der niedrige Kerosin-Preis hat sich aber positiv bemerkbar gemacht. So erhöhte sich der Gewinn unter dem Strich deutlich von 55 Millionen Euro 2014 auf fast 1,7 Milliarden Euro - der mit Abstand größte Gewinn. Deutlich mehr verdient haben 2015 auch die beiden ehemaligen Sorgenkinder Commerzbank und der Stahlkonzern Thyssen-Krupp. Probleme hatte dagegen der Chemiekonzern BASF, der vor allem den Abschwung in China zu spüren bekommt. Noch immer schreiben die Ludwigshafener aber einen Gewinn von fast vier Milliarden Euro.

War 2014 noch VW mit einem Profit von mehr als zehn Milliarden Euro der einsame Spitzenreiter, hat diese Rolle nun Daimler übernommen. Der Autobauer aus Stuttgart, der inzwischen auch von der Dieselaffäre erfasst wurde, verbesserte seinen Gewinn 2015 um ein Fünftel auf gut 8,4 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist auch größter Dividendenzahler und schüttet 3,5 Milliarden Euro aus, mehr als der Versicherer Allianz (3,3 Milliarden Euro). VW dagegen stürzte auf den drittletzten Platz ab. Grund sind Sonderbelastungen von insgesamt 16,9 Milliarden Euro im dritten und vierten Quartal, es soll eine Mini-Dividende gezahlt werden. "Das operative Geschäft des VW-Konzerns ist kerngesund", behauptete am vergangenen Freitag VW-Chef Matthias Müller. Was aber noch alles auf VW zukommen kann, wird er an diesem Donnerstag bei der verspäteten Bilanzpräsentation erklären müssen. Ausgestanden ist der Skandal noch lange nicht.

Insgesamt haben die Dax-Unternehmen 2015 einen Umsatz von mehr als 1,3 Billionen Euro erwirtschaftet, ein Plus von fast acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Begünstigt war dies auch durch den schwachen Euro, der auf den Märkten außerhalb Europas wie ein kleines Konjunkturprogramm wirkte, da deutsche Waren tendenziell billiger wurden. Umsatzstärkstes deutsches Unternehmen ist nach wie vor Volkswagen mit seinen insgesamt zwölf Marken. 2015 war der Umsatz trotz des Dieselskandals, der erst im vergangenen Herbst öffentlich wurde, um 5,4 Prozent auf 213 Milliarden Euro gestiegen, VW gehört damit noch immer zu den größten Unternehmen der Welt. Im Dax folgen Daimler, Eon, BMW und Siemens in der Umsatzrangliste. Und auch bei der Zahl der Mitarbeiter gab es 2015 ein Plus.

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