Blackberry-Investor Prem Watsa:Scheuer Retter

Prem Watsa

Blackberry-Investor Prem Watsa

(Foto: REUTERS)

Viele nennen ihn den kanadischen Warren Buffett. Prem Watsa, der nun den angeschlagenen Handyhersteller Blackberry übernimmt, meidet im Gegensatz zum legendären Investor aber das Rampenlicht. Er lässt die Zahlen lieber für sich sprechen. Eine Eigenschaft hat er aber doch mit Buffett gemeinsam - und das ist ein Hoffnungszeichen für Blackberry.

Von Varinia Bernau

Sie nennen ihn den kanadischen Warren Buffett. Und für Blackberry dürfte dies ein Hoffnungszeichen sein. Denn wie jener legendäre Investor, mit dem ihn viele vergleichen, investiert auch Prem Watsa langfristig. Immer wieder hat der Manager, der sich mit seiner Investmentfirma Fairfax bereits im vergangenen Sommer zum größten Anteilseigner von Blackberry aufgeschwungen hat, betont, dass es ihm um eine langfristige Perspektive für den angeschlagenen Smartphonehersteller gehe. Und dass er das Unternehmen für unterbewertet halte.

Nun nimmt Watsa 4,7 Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro) in die Hand, um Blackberry vollständig zu übernehmen und von der Börse zu nehmen. Damit hat das Unternehmen nicht nur Geld für notwendige Investitionen. Fernab der Beobachtung ungeduldiger Analysten hätte Blackberry auch die Ruhe für eine grundlegende Neuausrichtung.

Prem Watsa, 1951 in Indien geboren, kam als junger Mann nach Kanada. Und eigentlich interessierte er sich damals gar nicht für Finanzgeschäfte. In Indien hatte er ein Chemieingenieurstudium abgeschlossen. Dann wanderte er nach Kanada aus, wo bereits sein Bruder lebte. Auf Wunsch seines Vaters wurde er Manager. 1985 gründete er in Toronto den Finanzdienstleister Fairfax Financial Holdings. Die Firma besitzt vor allem Immobilien-, Unfall- und Rückversicherer. Ihr Name steht für "faire und freundliche Akquisitionen".

Watsa lässt lieber Zahlen für sich sprechen

Watsa sah den Einbruch der Kreditmärkte voraus, spekulierte darauf - und konnte schließlich für seine Holding einen Milliardengewinn verbuchen. Der Kanadier hatte gegen Prämien sogenannte Credit Default Swaps (CDS) gekauft, das sind Kreditderivate, mit denen sich Anleger gegen den Zahlungsausfall eines Emittenten absichern können. Von 2003 bis Anfang 2007, als die Risiken noch als niedrig eingestuft wurden und die CDS deshalb billig zu haben waren, erwarb Fairfax Absicherungen auf Banken und andere Unternehmen, die dem Kredit- und Hypothekengeschäft ausgesetzt waren. Dann brach die Finanzkrise aus. Und Fairfax kassierte Ausfallgelder. Damit war das Unternehmen eines der wenigen in Kanada, das nach der Finanzkrise besser dastand als zuvor.

Dennoch lehnte Watsa, als ihn ein Wirtschaftsmagazin 2008, dem Jahr der Lehmann-Pleite, zum kanadischen Vorstandschef des Jahres kürte, die Auszeichnung ab. Das sei gegen die Grundsätze seiner Firma, sagte er und fügte hinzu: "Ab und zu werden wir etwas sagen, wenn wir etwas zu sagen haben." Er will lieber die Zahlen seines Unternehmens für sich sprechen lassen. Seine jährlichen Briefe an die Anteilseigner seiner Holding sind lang, volksnah formuliert und gespickt mit Details. Ansonsten aber meidet Watsa das Rampenlicht. Lange Zeit weigerte er sich sogar, sich fotografieren zu lassen.

Diese Zurückhaltung wich erst, als Watsa wegen der Übernahme von zwei US-Versicherern Kapital brauchte und Fairfax vor zehn Jahren an die New Yorker Börse brachte. Damals zog er auch das Interesse einiger gieriger US-Hedgefonds auf seine Firma. Watsa fühlte sich von den Spekulanten derart unter Druck gesetzt, dass er im Sommer 2006 Klage gegen einige Hedgefonds einreichte. Er warf ihnen vor, Studien von Analysten gefälscht und die Aktie von Fairfax dann mit Leerverkäufen nach unten gedrückt zu haben.

"Hitler selbst"

Im Zuge des Gerichtsverfahrens kamen auch E-Mails von Daniel Loeb, Gründer des von Watsa verklagten Fonds Third Point, ans Licht. Darin standen so unfeine Sätze wie "Bück dich, Prem Watsa, die Hedgefonds haben etwas Besonderes für dich" oder "Stirb, Prem, stirb!". Fairfax bezeichnete der als Störenfried bekannte Investor als "Hitler selbst". Doch die Aktie von Watsas Finanzfirma zog derweil deutlich an.

Zuletzt waren die Investitionen der von Watsa gegründeten Holding Fairfax Financial in schwächelnde Firmen jedoch weniger erfolgreich. So brachen der Medienkonzern CanWest und der Papierhersteller Abitibi Bowater schließlich zusammen, und auch der Einstieg beim Zeitungsverlag Torstar ("Toronto Star") warf bisher wenig ab.

Im Januar 2012 zog Watsa, der in mehreren Aufsichtsgremien sitzt und auch einige Banken berät, in den Verwaltungsrat von Blackberry ein. Die beiden Gründer des kanadischen Unternehmens hatten gerade ihren Chefposten geräumt. Der deutsche Manager Thorsten Heins, lange Zeit bei Siemens, übernahm die Führung - und viele Branchenbeobachter sahen es als gutes Zeichen, dass in diesen schwierigen Zeiten ein erfahrener Investor wie Watsa mit an Bord war. Im Juli vergangenen Jahres machte der Großaktionär noch einmal deutlich, wie viel Vertrauen er in die Zukunft des Handypioniers hatte: Watsa verdoppelte seine Beteiligung auf etwa zehn Prozent.

Als Heins im vergangenen Sommer zur allgemeinen Überraschung Blackberry zum Verkauf stellte, zog sich Watsa aus dem Aufsichtsgremium des Unternehmens zurück. Dies wurde bereits als Zeichen gedeutet, dass er selbst Interesse an einer Übernahme habe. Nun hat er sein Angebot vorgelegt.

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