Bitcoin:Ihr Erpresser: Herr Schmidt

Eine Gruppe von Hackern stellt geklaute Dokumente des US-TV-Konzerns HBO ins Netz und fordert ein Millionen-Lösegeld: in Bitcoins.

Von Katharina Kutsche

GoT

Der Bezahl-Sender HBO, der die Serie „Game of Thrones“ (im Bild eine Filmszene) ausstrahlt, wird erpresst.

(Foto: AP)

Nach der Cyberattacke auf den amerikanischen Bezahlsender HBO fordern Hacker nun ein Lösegeld von den Senderverantwortlichen. Das berichten mehrere amerikanische Medien, unter anderem die Nachrichtenagentur AP.

Die Erpresser mit dem Pseudonym "Mr. Smith" stellten am Montag ein Paket mit Dokumenten ins Internet, das unter anderem das Drehbuch für eine Folge der äußert beliebten Serie "Game of Thrones" enthielt, die erst in den kommenden Wochen ausgestrahlt wird. Sollte HBO nicht eine Summe von mehreren Millionen zahlen, werden weitere Daten veröffentlicht, so die Hacker. Nach eigenen Angaben verfügen sie über eine Daten-Beute von 1,5 Terabyte.

Der Angriff auf das Netzwerk des TV-Senders war in der vergangenen Woche bekannt geworden. HBO-Chef Richard Plepler hatte eingeräumt, dass es einen Diebstahl von "geschützten Informationen" gegeben habe, dementierte jedoch, dass das E-Mail-System des Senders im Ganzen kompromittiert worden sei. In dem nun veröffentlichten Datenpaket - insgesamt etwa ein halbes Gigabyte - befinden sich nach Medienangaben nicht nur mehrere Skripte von "Game of Thrones", sondern auch Teile des E-Mail-Verkehrs der HBO-Vizepräsidentin Leslie Cohen, Dokumente zu rechtlichen Forderungen gegen den Sender und Schreiben mit Jobangeboten an Manager. Plepler sagte, die Ermittlungen laufen, der Sender arbeite mit der Polizei und externen Sicherheitsexperten zusammen.

Ob der Sender auf die Forderung der Erpresser eingeht, ist nicht bekannt

Interessant ist, dass die Erpresser ihr Lösegeld nicht in US-Dollar, sondern in Bitcoins ausgezahlt haben möchten. Bitcoin ist eine virtuelle Währung, die lediglich digital in einem Netzwerk von Rechnern verwaltet wird und nicht physisch in Scheinen und Münzen ausgezahlt werden kann. Das Zahlungssystem ist mithilfe einer sogenannten Blockchain gesichert. Der Kurs der verschlüsselten Währung liegt derzeit bei etwa 3000 US-Dollar.

Auch bei einem weltweiten Cyberangriff im Mai forderten Hacker Lösegelder in Bitcoins. Das Schadprogramm Wanna Cry hatte damals mehrere Hunderttausend Rechner befallen, ihre Systeme verschlüsselt und die Nutzer aufgefordert, eine bestimmte Summe auf ein Bitcoin-Konto zu überweisen, um den eigenen Computer wieder entsperren zu können. Betroffen waren vor allem global agierende Unternehmen, darunter der amerikanische Logistiker Fedex, die Autohersteller Renault und Nissan, der spanische Telekommunikationsanbieter Telefónica, und das britische Gesundheitssystem National Health Service. Einige der Geschädigten überwiesen die gewünschten Beträge. Es kamen insgesamt etwa 140 000 US-Dollar zusammen. Ermittler, unter anderem des US-Geheimdienstes NSA, entdeckten drei Bitcoin-Konten, die mit der Wanna-Cry-Attacke zusammenhingen. In der vergangenen Woche jedoch wurden die Konten leer geräumt, von wem, ist nicht bekannt. Nach Medienberichten wurde der Betrag durch eine Kette von weiteren Konten geleitet, um die Transaktionen weitgehend anonym zu halten.

Die Hacker hinter Mr. Smith übermittelten ihre Forderung an HBO-Chef Plepler per Videonachricht. Sie erklärten darin, dass sie selbst jährlich 12 bis 15 Millionen Dollar damit verdienen, Unternehmen per Datenklau zu erpressen. Von dem TV-Konzern verlangen sie ein Sechsmonatsgehalt in Bitcoins, was etwa sechs Millionen US-Dollar entspräche. Details zur Zahlung würden sie Plepler in einem Brief schicken. Ob HBO auf die Forderung von Mr. Smith eingeht, ist vorerst nicht bekannt.

Die siebte Staffel von "Game of Thrones", das Ränkespiel um die Macht auf dem fiktiven Kontinent Westeros, läuft noch bis Ende August auf HBO, sie ist die vorletzte der Serie. Mit der achten Staffel geht dann nicht nur die erfolgreichste Sendung in der Geschichte von HBO zu Ende, sondern es endet auch der Kampf zwischen Sender, Fans und Hackern, wer neue Folgen zuerst senden und sehen darf.

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