Birgit Huber:"EU verbietet Stoffe vorsorglich"

Die Industrievertreterin erklärt die unterschiedlichen Standards in den USA und Europa.

Interview von Silvia Liebrich

Birgit Huber, stellvertretende Geschäftsführerin beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel, erklärt die unterschiedlichen Standards von Kosmetika:

SZ: Frau Huber, sind die EU-Regeln für Kosmetika strenger als die in den USA?

Huber: Der Sicherheitsstandard für Kosmetik ist in der EU sehr hoch und die Regeln sind in großen Teilen umfassender als in den USA. Es gibt aber auch Ausnahmen. So sind Sonnenschutzmittel in den USA als nicht rezeptpflichtige Arzneimittel eingestuft, für die wiederum umfassendere Regelungen vorliegen als bei uns in der EU.

Ist etwa ein Lippenstift sicherer, wenn er an Tieren getestet wurde?

Das in der EU geltende Tierversuchsverbot hat keine Auswirkungen auf die Sicherheit kosmetischer Produkte. Die Industrie belegt, wo immer möglich, die Sicherheit ihrer Inhaltsstoffe durch vorhandene Daten oder alternative Testmethoden.

Die EU verbietet mehr als 1300 Chemikalien in Kosmetika, von denen viele in den USA erlaubt sind. Woran liegt das?

Viele der in der EU verbotenen Stoffe wurden vorsorglich verboten und nie in Kosmetika eingesetzt. Das liegt auch an der unterschiedlichen Gesetzgebung.

Was heißt das genau?

Die Definition für Kosmetik unterscheidet sich in den USA zu der in Europa. Manche Produkte, die in der EU als kosmetische Produkte gelten, unterliegen in den USA anderen gesetzlichen Bestimmungen. Dies betrifft zum Beispiel die genannten Sonnenschutzmittel, aber auch Zahnpasten. Daraus ergeben sich abweichende Prüf- und Bewertungsverfahren.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Die EU ist weltweit der sicherste Markt für Haarfarben. Haarfärbemittel gehören zu den beliebtesten kosmetischen Produkten. Um die Sicherheit für die Verbraucher zu gewährleisten, verfolgt die Europäische Kommission seit 2003 eine umfassende Strategie zur Sicherheitsbewertung. Dabei wurden mehr als 100 Mittel als sicher eingestuft, für mehr als 180 Bestandteile wurde ein Verbot ausgesprochen.

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