Biotech-Konzern:Monsanto-Chef kündigt Rücktritt an

Clinton Global Initiative

Hugh Grant, Vorstandschef von Monsanto, polarisierte wie der US-Konzern selbst. Jetzt will er gehen.

(Foto: dpa)
  • Vorstandschef Hugh Grant will Monsanto verlassen, sobald die Übernahme durch Bayer genehmigt ist.
  • Sollte der Plan aufgehen, könnte ihm eine stattliche Vergütung von 135 Millionen Dollar winken.
  • Bayer wird im Gegenzug einen Manager los, der als hart und egozentrisch gilt und sowas ist wie das personifizierte schlechte Image von Monsanto.

Von Elisabeth Dostert

Bislang war seine Rolle im neuen Gebilde unklar. Seit Montag steht fest. Chairman und Vorstandschef Hugh Grant, 60, wird Monsanto verlassen, sobald die Übernahme durch Bayer genehmigt ist. Der deutsche Konzern rechnet weiter mit einem Abschluss im zweiten Quartal 2018. Ein Drittel der rund 30 Genehmigungen fehlen noch, darunter die Zustimmung des US-Justizministeriums. Die Kartellbehörden der EU und weiterer Länder haben den Kauf bereits unter Auflagen genehmigt.

"Es ist mir eine große Ehre gewesen, Monsanto als Vorstandschef in dieser Zeit außerordentlichen Wachstums und des Wandels innerhalb der Branche zu dienen", ließ Grant in einer Pressemitteilung wissen. Er sei stolz, auf das, was Monsanto geleistet habe. Der Schotte arbeitet seit 1981 für den US-Konzern, seit 2003 ist er Vorstandschef. Die Verbindung mit Bayer werde ein "historischer Tag" für Monsanto sein, so Grant. Die Pressemitteilung ist eine Lobeshymne auf Monsanto und so gesehen auf seine eigene Leistung.

Er werde sich neuen Aufgaben widmen, kündigt Grant an, aber immer ein Fürsprecher für die Landwirtschaft bleiben. Grant hat allen Grund zu Euphorie und Dankesreden. Eine "Change of Control"-Klausel beschert ihm zum Abschied früheren Medienberichten zufolge im Falle eines Eigentümerwechsel rund 135 Millionen Dollar. Und Bayer ist einen Manager los, der wie der Konzern selbst polarisierte, als hart und egozentrisch gilt. Hugh Grant ist das personifizierte schlechte Image von Monsanto.

Grant geht nicht allein. Mit ihm kündigte eine ganze Reihe von Führungskräften ihren baldigen Rückzug an. Nicht mit dem Tag der Genehmigung, sondern sobald ihre Hilfe für einen erfolgreichen Übergang nicht mehr nötig sei, gehen sie, etwa Finanzchef Pierre Courduroux, Technikchef Robert Fraley, Personalchef Steven Mizell und Chef-Stratege Kerry Preete. Die Führungsmannschaft der neuen Division Crop Science dominieren zahlenmäßig Bayer-Leute, allen voran Liam Condon, der schon bisher das in Monheim angesiedelte Agrargeschäft der Leverkusener leitete. Er bleibt Mitglied des Bayer-Vorstandes.

Grant versuchte lange, der Spielmacher im Agrargeschäft zu sein

Bis Bayer-Chef Werner Baumann 2016 auftauchte, bemühte sich Grant, der Spielmacher im Agrargeschäft zu sein. Er umwarb den Schweizer Konzern Syngenta und unterlag. Syngenta ging an den chinesischen Staatskonzern Chemchina. Über Monate kursierten Gerüchte, wen Grant gerne im Geschäft mit Pflanzenschutz und Saatgut übernehmen wolle. Im Herbst 2016 bot Baumann, 55, nach langem Feilschen, 128 Dollar für eine Monsanto-Aktie. Einschließlich der zu übernehmenden Schulden lag der Wert der Transaktion damals bei 66 Milliarden Dollar, mittlerweile sind es noch rund 62 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 52 Milliarden Euro, weil Monsanto Schulden abgebaut hat.

Durch die Übernahme entsteht der weltweit größte Anbieter von Agrochemie. Der Umsatz der neuen Division Crop Science beläuft sich auf ungefähr 20 Milliarden Euro. Nicht mehr eingerechnet ist das Geschäft mit bestimmtem Saatgut und Herbiziden entsprechend einem Umsatzvolumen von 2,2 Milliarden Euro, das Bayer an BASF verkaufen will. Der Ludwigshafener Konzern zahlt dafür 7,6 Milliarden Euro. In den vergangenen Monaten hat Bayer sich schon Geld für die Finanzierung des Deals beschafft, allein neun Milliarden Euro brachte der Abbau der Beteiligung an Covestro.

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