Billig-Konkurrenz:AOL kämpft mit Kunden-Schwund

Der weltgrößte Internet-Anbieter America Online hat seit Ende 2002 offenbar mehr als eine Millionen Abonnenten verloren. Vor allem Kunden in den USA sollen zu günstigeren Service-Anbietern wechseln, wie etwa NetZero-Service.

Wie die Washington Post in ihrer Mittwochausgabe unter Berufung auf "mit den Zahlen vertrauten Quellen" berichtete, würden die AOL-Kunden dem Dienst, der 23,90 Dollar pro Monat koste, scharenweise den Rücken kehren. Stattdessen würden Billiganbieter wie NetZero oder Juno, die lediglich 9,95 Dollar verlangten, stolze Zuwachsraten aufweisen.

Billig-Konkurrenz: Passanten huschen an der Hauptverwaltung von AOL Time Warner in New York vorbei.

Passanten huschen an der Hauptverwaltung von AOL Time Warner in New York vorbei.

(Foto: dpa)

Während die Abonnenten-Zahl von AOL rapide zurückgehe, weise die zu United Online gehörende NetZero einen jährlichen Zuwachs von 50 Prozent auf.

Erstmals habe AOL seit Anfang des Jahres auch Kunden seines Breitbandangebots verloren. Viele Kunden mit Hochgeschwindigkeits-Zugängen würden sich mehr und mehr an Direktanbieter wie Kabel- und Telekom-Firmen wenden, schreibt die Zeitung.

Eigene Prognosen unterboten

Der Finanzchef von AOL Time Warner, Wayne Pace, hatte bereits jüngst mitgeteilt, dass die Zahl der Abonnenten stärker sinke als von dem Unternehmen selbst prognostiziert.

Daher sei der unerbittliche Abbau von Kosten die einzige Möglichkeit, um die Ziele für das laufende Jahr noch zu erreichen, sagte der AOL-Finanzchef.

Rund die Hälfte der abtrünnigen Kunden wechselten zu einem anderen Hochgeschwindigkeits-Anbieter, sagte der Branchen-Analyst Joussef Squali von der First Albany Bank der Washington Post. Zwanzig Prozent der verlorenen Kunden landeten währenddessen bei einem anderen Billig-Anbieter.

Gelegenheit verpasst

AOL habe die Gelegenheit verpasst, einen Dienst aufzubauen, der direkt mit United Internet konkurriere, sagte der Squali. Davon profitiere der Billig-Anbieter. Er erwarte, dass United Internet seinen Kundenstamm in diesem Jahr von 1,6 auf 2,4 Millionen Abonnenten steigern werde, meinte der Experte.

Mit rund 26 Millionen Kunden ist AOL aber immer noch der bei weitem größte Anbieter für den Zugang ins Internet in den USA. Die Marke sei daher noch immer enorm wertvoll, doch der Wert welke dahin, meinte Squali.

AOL werde diese Entwicklung nur stoppen können, wenn der Branchenprimus mehr Kunden für den eigenen Breitband-Zugang begeistere, oder die Abwanderung vom Einwahl-Angebot verlangsame.

In der Branche werden daher mit Spannung die Ergebnisse für das zweite Quartal erwartet, die für Juli angekündigt sind. Die Analysten werden sehr genau darauf schauen, ob es AOL gelungen ist, die Abwanderung im Einwahl-Bereich durch Zuwächse in der Breitband-Sparte zu kompensieren.

(sueddeutsche.de)

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