Bildstrecke:Länger, zäher, kurioser - Streiks in Deutschland

Die Lokführer haben für Streik gestimmt. Nun droht von Donnerstag an ein Verkehrschaos. Worauf wir uns gefasst machen müssen, zeigt ein Blick zurück: Die größten Streiks der Bundesrepublik - in Bildern.

10 Bilder

-

Quelle: SZ

1 / 10

1956/57 - Metallindustrie: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

Metallarbeiter traten am 24. Oktober 1956 den längsten Arbeitskampf Deutschlands seit 1905 los. Dauer: 114 Tage.

Der Auslöser: Ein Jahr zuvor hatte die IG Metall beschlossen, alle Rahmentarifverträge zu kündigen, bei denen die Möglichkeit dazu bestand - in Schleswig-Holstein war das zuerst möglich.

Mehr als 34.000 Beschäftigte forderten die Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten im Krankheitsfall. Denn für Angestellte galt bereits die volle Lohnfortzahlung.

Am 9. Februar 1957 einigte man sich auf einen Tarifvertrag über den Lohnausgleich im Krankenstand, mehr Urlaub und die Zahlung eines zusätzlichen Urlaubsgeldes - ein Meilenstein in der Entwicklung des deutschen Sozialstaates.

Foto: AP

Streiks in Deutschland

Quelle: SZ

2 / 10

1974 - Der erste große Nachkriegsstreik im öffentlichen Dienst

Zum Arbeitskampf aufgerufen hatten die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr in Deutschland (ÖTV), die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) und die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG).

Der dreitägige Streik im Februar 1974 hatte 15 Prozent mehr Lohn zum Ziel - geeinigt hat man sich schließlich auf elf Prozent.

Kuriose Notiz am Rande: Aus Solidarität fuhr in West-Berlin die von der DDR betriebene S-Bahn nicht. Die sonst so vollen Waggons blieben leer.

Foto: S-Bahn Berlin GmbH

Streiks in Deutschland

Quelle: SZ

3 / 10

1980 - 25.000 Arbeiter und Angestellte der Deutschen Bundespost protestieren

Die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) forderte Verbesserungen für Beschäftigte im Schichtdienst. Der fünftägige Streik, der am 19.11.1980 begann, führte zur Gewährung zusätzlicher Freischichten.

Foto: dpa

Streiks in Deutschland

Quelle: SZ

4 / 10

1984 - Größter Metallerstreik der Bundesrepublik Deutschland

70.000 Arbeitnehmer streikten in den Monaten Mai und Juni vor 23 Jahren, weitere 130.000 wurden ausgesperrt. Doch das Ziel, die 35-Stunden-Woche, wurde nicht erreicht. Bis 1995 galten 38,5 Stunden Arbeitszeit pro Woche.

Betroffen war vor allem die Automobilindustrie, die bereits zwei Tage nach Streikbeginn Teile der Produktion stilllegen musste.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall klagte über einen Umsatzausfall von 12 Milliarden D-Mark; knapp 10 Millionen Arbeitstage gingen verloren.

Doch die Folgen waren geringer als befürchtet. Die Automobilhersteller produzierten wegen der ungebremsten Auslandsnachfrage bereits einen Monat nach dem Streik zehn Prozent mehr als vorher.

Auch das Wirtschaftswachstum überstieg die wegen des Streiks gedämpften Erwartungen - und lag am Ende des Jahres bei 3,1 Prozent.

Foto: AP

Streiks in Deutschland

Quelle: SZ

5 / 10

1992 - Streik im öffentlichen Dienst

Elf Tage dauert dieser reguläre Streik und legte unter anderem den Nah- und Fernverkehr der Bahn lahm.

Das Ergebnis: 5,4 Prozent höhere Einkommen und mehr Urlaubsgeld. Dafür sammelte sich der Müll auf den Straßen, wie hier auf der Einkaufsmeile Zeil in der Frankfurter Innenstadt.

Foto: dpa

Streiks in Deutschland

Quelle: SZ

6 / 10

2003 - Der letzte bedeutende Streik der IG Metall

Laut waren die Rufe nach der Einführung der 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metallindustrie.

Doch die Metaller scheiterten. Lediglich in der Stahlindustrie kam es zur stufenweisen Einführung der 35-Stunden-Woche.

Foto: dpa

Streiks in Deutschland

Quelle: SZ

7 / 10

2006 - Nach 1992 der größte Streik im öffentlichen Dienst

16 Wochen, vom 06.02.2006 bis 09.03.2006, dauerte diese Auseinandersetzung der Sozialpartner.

40.000 Mitarbeiter in zwölf Bundesländern wollten die von der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) geforderte Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden abwehren.

Die kommunalen Arbeitgeber und Verdi einigten sich auf elf Prozent mehr Lohn.

Foto: dpa

Streiks in Deutschland

Quelle: SZ

8 / 10

2007 - Telekom-Mitarbeiter streiken gegen Lohndumping und Job-Auslagerung

Fünfeinhalb Wochen lang streikten täglich etwa 15.000 Telekom-Mitarbeiter. Verhindern wollten sie Lohnsenkungen und Auslagerungen von Jobs, wovon 50.000 Bedienstete in den Bereichen Callcenter, technischer Kundendienst und Netztechnik betroffen waren und sind.

Der Kompromiss: Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 34 auf 38 Stunden ohne Lohnausgleich, die Senkung der Gehälter um 6,5 Prozent, und 30 Prozent niedrigere Gehälter für Neueinsteiger. Außerdem wurde der Samstag zum Regelarbeitstag.

Die Telekom rechnet mit Einsparungen von 500 bis 900 Millionen Euro - die Gewerkschaftsmitglieder zeigten sich enttäuscht.

Foto: dpa

Streiks in Deutschland

Quelle: SZ

9 / 10

2007 - Warnstreiks bei der Bahn

Transnet und die Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamten und Anwärter (GDBA) haben sich mit der Bahn bereits auf 4,5 Prozent mehr Geld und eine Einmalzahlung von 600 Euro geeinigt.

Nur die Lokführergewerkschaft GDL lässt derzeit noch ihre Muskeln spielen. Ihr geht die von der Bahn angebotene Verdiensterhöhung nicht weit genug.

Betroffene waren Anfang Juli dieses Jahres vor allem Pendler. Der Berufsverkehr war in weiten Teilen Deutschlands lahmgelegt - und könnte schon bald wieder zum Stillstand kommen.

Foto: ddp

-

Quelle: SZ

10 / 10

Der längste Streik in der Geschichte der Bundesrepublik

50 Fahrer der Herweg-Busbetriebe in Leverkusen nahmen ab dem 7. Februar 2005 das Steuer nicht mehr in die Hand - für exakt 395 Tage.

Am Ende gab es für die Busfahrer einen "Tarifvertrag, der seinen Namen auch verdient", so die Gewerkschaft Verdi. Ausdauer muss man eben haben.

Foto: Herweg Busbetrieb GmbH

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: