Bieterkampf um Opel:Zusammen gegen den Finanzinvestor

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Schulterschluss: Die IG Metall, der Betriebsrat und drei Landesregierungen kämpfen für Magna als Opel-Käufer. Der Bieter RHJ macht ihnen Angst.

H. Schwarz

Noch ein paar Tage müssen vergehen, ehe klar sein könnte, wer den Autobauer Opel retten soll. Vertreter der deutschen Politik erwarten an diesem Mittwoch im Kanzleramt Abgesandte des bisherigen Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) zu einem Treffen, bei dem das US-Unternehmen eine erste Einschätzung zu den vorliegenden drei Geboten für Opel abgeben soll. Mit Entscheidungen sei aber nicht zu rechnen, hieß es.

Warnstreik der IG Metall bei Opel Eisenach. Die Gewerkschaft hat eine klare Präferenz für den Investor Magna. (Foto: Foto: dpa)

Kurz vor dem Ende der von GM gesetzten Frist für Opel-Offerten am Montagabend hatten der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna, die Beteiligungsgesellschaft RHJ des US-Finanzinvestors Ripplewood und der chinesische Autobauer BAIC ihre Angebote eingereicht.

Aus diesem Trio wird der neue Haupteigentümer von Opel ausgewählt. Mit einer Entscheidung wird nächste Woche gerechnet. GM soll derzeit RHJ favorisieren.

In der deutschen Politik, vor allem bei den Landesregierungen mit Opel-Standorten in Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen, neigt man zu Magna. Die Länder verwiesen als Druckmittel auf die von ihnen gewährten Mittel zur Brückenfinanzierung über 1,5 Milliarden Euro. In Verhandlungskreisen hieß es, die Haltung Nordrhein-Westfalens mit dem Opel-Werk Bochum sei "derzeit etwas undurchsichtig".

Chinesen werden kaum Chancen eingeräumt

Die Haltung der IG Metall und der Opel-Betriebsräte ist dagegen eindeutig. Sie wollen Magna als Hauptgesellschafter und lehnen die Konkurrenten RHJ und BAIC kategorisch ab. Weil den Chinesen kaum Chancen für einen Zuschlag eingeräumt werden, formiert sich vor allem ein immer stärker werdender Widerstand gegen den Finanzinvestor RHJ.

Werde dieser ausgewählt, werde die IG Metall "massive Proteste organisieren", wird in Kreisen der Gewerkschaft angekündigt. Dann gehe es "rund". Der RHJ-Plan werde "aber nie zum Tragen kommen, denn dann gehen alle auf die Barrikaden", hieß es.

Auch würde es in diesem Fall keine "Opfer der Belegschaft" geben. Bei der IG Metall, die "eine geschlossene Linie" zu den Betriebsräten betont, setzt man vor allem auf die Ministerpräsidenten von Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Diese hätten sich eindeutig für Magna ausgesprochen und würden in der politischen Abstimmung über die drei Opel-Konzepte "nicht gegen die Belegschaftsinteressen votieren".

Zugeständnisse der Belegschaft nur für Magna

Für diese Interessen setzt sich in vorderster Front Klaus Franz als Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats ein. Er sagte der Süddeutschen Zeitung auf die Frage, ob ein Investor Opel gegen den Willen der Mitarbeiter übernehmen und erfolgreich sein könne: "Ich denke nicht." Denn dann wären Zugeständnisse der Belegschaft bei der Verrechnung von Tariferhöhungen oder beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld "nicht mehr vertretbar".

Anvisiert wird bei Opel eine Kostensenkung von knapp einer Milliarde Euro. Die Einsparung soll in eine Mitarbeiterbeteiligung an der neuen Opel-Gesellschaft umgemünzt werden.

Wer zeichne diese Aktien, wenn der Haupteigentümer "jemand ist, den man nicht will", fragt man sich bei der IG Metall. Franz betonte, RHJ biete "keine solide industrielle Basis" für Opel. Es müsse alles daran gesetzt werden, dass ein Investor den Zuschlag erhalte, der die Marke Opel globalisiere. Franz glaubt: "Und das ist Magna."

"Die waren sehr engagiert"

Der Betriebsratschef befürchtet zudem, dass RHJ nicht nur das Werk im belgischen Antwerpen schließen möchte. Er sagt, dass sich durch eine "Verschiebung der Modellsegmente", etwa von Mittelklasse- zu Kleinwagen, dem RHJ-Plan nach eine weitere Fabrik überflüssig werden könnte.

Franz: "Die Situation würde sich nochmals dramatisch zuspitzen." Magna habe - anders als RHJ - alle Werke besucht und "viele Gespräche mit lokalen Managern und Betriebsräten" geführt. "Die waren sehr engagiert", sagte Franz.

© SZ vom 22.07.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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