Bier-Marketing:Guinness wird jetzt vegan

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Dürfte künftig auch bei Veganern beliebter werden: Bier aus dem Hause Guinness.

(Foto: Reuters)
  • Das Traditionsunternehmen Guinness will bis Ende des Jahres seine Prozesse so umstellen, dass sein Bier vegan wird.
  • Guinness nutzt das Label "vegan" als zusätzliches Verkaufsargument - andere Firmen haben es jedoch längst ad absurdum geführt.

Von Valentin Dornis

Die Tradition ist naturgemäß tief in der Vergangenheit verwurzelt, über Generationen wurde sie weitergetragen und bewahrt. Doch sie existiert im Hier und Jetzt, in einer modernen Welt. Dieser Widerspruch verlangt bisweilen, Traditionen behutsam anzupassen. So hat es zum Beispiel 258 Jahre gedauert, bis die irische Traditions-Biermarke Guinness nun verkündete: Unser Bier ist bis Ende 2017 komplett vegan! Und gleich hinterherschob: Keine Sorge, Rezept und Geschmack bleiben gleich!

Das wirft zweierlei Fragen auf. Die erste lautet: Wie viel Sorge um das Tierwohl steckt hinter dieser Entscheidung - und wie viel Marketing? Und die zweite Frage: Waren im Guinness bisher wirklich tierische Bestandteile enthalten?

Auf die erste Frage würden Marketing-Experten wohl eine deutliche Antwort geben. Die zweite Frage aber führt in eine Welt voller Tierprodukte, Rätselraten, wütender Veganer und vorsichtiger Hersteller. Denn in fast jedem Produkt können theoretisch Stoffe enthalten sein, die tierischen Ursprungs sind - oder sie wurden im Laufe des Herstellungsprozesses verwendet. Bei Guinness ist das die Hausenblase, die zum Filtern des Bieres eingesetzt wurde. Damit steuern Fische eigentlich ihre Lage im Wasser.

Einige Restaurants werben sogar mit "veganem Wasser"

Um solchen Dingen auf die Spur zu kommen, verbünden sich Veganer im Internet. Es gibt schier endlose Listen von Produkten, die nicht vegan sind. Gelatine wird oft zur Klärung von Säften und Weinen genutzt. Etiketten werden häufig mit Kleber befestigt, der Casein aus Kuhmilch enthält. Wo Unklarheit herrscht, wird zu Herstelleranfragen aufgerufen: Wenn sich möglichst viele Menschen bei den Unternehmen melden, so die Hoffnung, erhöht das den Druck, vegan zu produzieren.

Das hat natürlich längst schon seine Entsprechung auf dem Werbemarkt gefunden: Der Zusatz "Vegan" wird als Verkaufsargument eingesetzt. Bisweilen wirkt das einigermaßen skurril, etwa wenn Restaurants mit "veganem Wasser" werben. Doch manchmal wird auch kein großes Aufsehen um vegane Produkte gemacht. Das führt zu einem traditionellen Getränk der Deutschen: dem Bier. Der Brauerbund verweist bei dem Thema auf das Deutsche Reinheitsgebot. Nur Malz, Hopfen, Hefe und Wasser dürfen demnach zur Herstellung verwendet werden. Das gilt in etwa seit dem Jahr 1516 - deutsches Bier ist also schon vegan, ganz traditionell.

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