Betrugsfall Madoff:Eine schrecklich nette Familie

Das Familien-Unternehmen: Auch die Angehörigen profitieren vom Milliardenbetrug des Finanzjongleurs Madoff.

Alexander Mühlauer und Hannah Wilhelm

Schlechte Nachrichten für den Bruder von Milliardenbetrüger Bernard Madoff: Peter Madoff muss sich von seinem wertvollen Oldtimer trennen. Erst im vergangenen Frühjahr hatte er sich den dunkelgrünen Aston Martin DB2/4 aus dem Jahr 1964 zu seiner Villa in Palm Beach, Florida, liefern lassen. Er zahlte ihn aber keineswegs selbst.

Bernard Madoff, afp

Nach Bernard Madoff stehen nun auch sein Bruder, seine Frau und seine Söhne unter Betrugsverdacht.

(Foto: Foto: AFP)

Das übernahm sein heute so berühmter Bruder Bernard: Mehr als 150.000 Euro zog er dafür im März und Mai 2008 von den Konten seiner Londoner Tochterfirma Madoff Securities International (MSI) ab. Das berichtet die New York Times und beruft sich dabei auf Gerichtsunterlagen aus Florida. Den Untersuchungen zufolge soll Bernard Madoff die Londoner Tochtergesellschaft als sein persönliches "Sparschwein" genutzt und dort Geld gewaschen haben.

Mitgehangen, mitgefangen

Für die Familie von Bernard Madoff, der mit einem Schneeballsystem jahrelang Anleger um insgesamt 50 Milliarden Euro gebracht haben soll, wird es nun immer ungemütlicher. Bereits Ende März hatte ein US-Gericht alle Vermögenswerte von Bruder Peter einfrieren lassen. Er war ein hochrangiger Angestellter des Unternehmens, arbeitete als Treuhänder für einen Fonds seines Bruders.

Deshalb hat ihn ein Opfer des Schneeballsystems verklagt und ihn für den Betrug mitverantwortlich gemacht. Der Kläger, Jurastudent Andrew Samuels aus New York, wirft Peter Madoff vor, seine Pflichten als Treuhänder für ihm anvertrautes Vermögen verletzt zu haben. So habe er nach eigenen Angaben 360.000 Euro verloren, Geld, das Jurastudent Samuels geerbt hat.

Obwohl das Vermögen von Peter Madoff wegen der Klage eingefroren worden ist und er seinen Oldtimer zurückgeben muss, braucht er sich keine finanziellen Sorgen machen: Ihm stehen, so weiß es die britische Tageszeitung Times, pro Monat noch 10.000 Dollar zur Verfügung, außerdem weiteres Geld, damit er die Raten einer Hypothek begleichen kann.

150 Jahre Gefängnis

Auch das Vermögen der Söhne und der Frau von Bernard Madoff wurde bereits eingefroren - von der US-Börsenaufsicht SEC. Ruth Madoff soll ebenfalls von den kriminellen Machenschaften ihres Mannes profitiert haben. Zu ihrem Vermögen zählen ein Luxusapartment in Manhattans Upper East Side sowie Grundstücke auf Long Island, in Florida und Südfrankreich.

Zusammen mit teuren Möbeln und Kunstgegenständen wird das Vermögen von Mrs. Madoff laut Gerichtsakten auf 93 Millionen Dollar taxiert. Der Verdacht gegen Ruth Madoff dürfte sich erhärten, nachdem bekannt wurde, dass sie nur wenige Tage vor der Festnahme ihres Mannes zwei Überweisungen in Auftrag gegeben hatte.

Am 25. November 2008 hob sie 5,5 Millionen Dollar bei Cohmad Securities ab, einer Investmentfirma, die den Madoffs teilweise gehört. Und am 10. Dezember, dem Tag von Bernards Verhaftung, holte sich Ruth weitere zehn Millionen Dollar von diesem Bankkonto.

Bernard Madoff hat bisher stets betont, bei seinem Betrug allein und ohne Wissen anderer gehandelt zu haben. Zurzeit sitzt er nach seinem umfassenden Geständnis in Untersuchungshaft. Dem 70-Jährigen drohen bei der Verkündung des Strafmaßes Mitte Juni bis zu 150 Jahre Gefängnis.

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