Betriebsrat stimmt zu:Siemens startet den Stellenabbau

Siemens kann ab sofort Jobs abbauen: Überraschend schnell stimmte der Betriebsrat dem Sozialplan und dem Interessenausgleich im Konzern zu.

Harald Schwarz

Anfang dieser Woche war Peter Löscher an der Basis unterwegs. Der Chef des Siemens-Konzerns besuchte Betriebsstätten in Karlsruhe, Offenbach und Frankfurt. Bei den Visiten hat er erkannt: "Die Moral bei Siemens ist gut - trotz aller Unkenrufe. Die Basis ist hoch motiviert." Verunsichert durch Spartenverkäufe, Korruptionsaffäre und den geplanten massiven Arbeitsplatzabbau sei nur eine "Minderzahl" des Personals.

Betriebsrat stimmt zu: Siemens-Chef Peter Löscher schreitet zur Tat: Nach Zustimmung des Betriebsrates werden nun deutschlandweit 5250 Stellen abgebaut.

Siemens-Chef Peter Löscher schreitet zur Tat: Nach Zustimmung des Betriebsrates werden nun deutschlandweit 5250 Stellen abgebaut.

(Foto: Foto: AP)

Siemens habe zuletzt 4000 Jobs in Deutschland geschaffen. Und es gebe 3000 offene Stellen. "Händeringend" suche er beispielsweise Ingenieure, Elektrotechniker und Naturwissenschaftler, sagte er im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten.

Wegfall von 5250 Jobs in Deutschland

Solche Botschaften treten aber derzeit in den Hintergrund. Denn Löscher kann bei Siemens mit dem Abbau von weltweit 16.750 Arbeitsplätze beginnen, wobei 5250 Jobs in Deutschland wegfallen sollen. Überraschend schnell stimmte der Gesamtbetriebsrat am Dienstag auf einer eigentlich für zwei Tage anberaumten außerordentlichen Sitzung dem Sozialplan und Interessenausgleich zu, den das Management mit den Arbeitnehmervertretern "in Rekordzeit" ausgehandelt hatte, wie Löscher lobte. Kurz vor der Zustimmung hatte es in Kreisen der IG Metall noch geheißen, bei dem Treffen der Arbeitnehmervertreter gehe "Gründlichkeit vor Schnelligkeit".

Mit dem Plazet des Gesamtbetriebsrats erfüllte sich Löschers Hoffnung, der eine schnelle Genehmigung des "verhandelten Ergebnisses" herbeigesehnt hatte. Die rasche Klarheit hat für ihn den Vorteil, dass er die anfallenden Restrukturierungskosten noch im laufenden Geschäftsjahr unterbringen kann. Deren Höhe wollte er zwar nicht nennen, doch dürfte es um einen mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbetrag gehen.

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Um den Stellenabbau sozialverträglich abzumildern, haben sich Vorstand, Gesamtbetriebsrat und IG Metall auf Eckpunkte geeinigt. Dazu zählt vor allem der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.

Weiterhin soll es eine Transfergesellschaft geben, die bis zu zwei Jahre aktiv sein könnte. Des weiteren sind Umschulungen und Fortbildungen, Altersteilzeitmodelle, konzerninterne Bewerbungen und Aufhebungsverträge mit Abfindungen vereinbart.

Löscher würde gerne auch die zu erwartende Strafzahlung an die US-Finanzaufsicht SEC wegen der Korruptionsaffäre noch in diesem Geschäftsjahr unterbringen, um einen Neustart in der nächsten Rechnungsperiode zu machen. Vergleichsverhandlungen mit der SEC laufen. "Wir sind da in Gesprächen. Aber wir sind nicht Herr des Verfahrens", so Löscher.

Er hat aber durchaus erleichtert schon festgestellt, dass die hohen Kosten für die juristische Beratung im Kontext der Affäre tendenziell sinken.

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