Bescheid wissen, Vorteile nutzen:In den Prepaid-Markt kommt Bewegung

Lesezeit: 3 min

Zahlreiche neue Angebote bringen günstigere Gebühren, und sind vor allem für Gelegenheitstelefonierer reizvoll.

Von Andreas Grote

Seit der Kaffeeröster Tchibo den ersten Billigtarif für Prepaid-Handys vorgestellt hat, drängen immer mehr Anbieter auf den Markt, die die Gesprächsgebühren der großen Netzbetreiber wie Vodafone oder T-Mobile weit unterbieten.

Der Kaffeeröster Tchibo brachte den ersten Billigtarif für Prepaid-Telefonierer auf den Markt. (Foto: Foto: DDP)

Das Geschäftsmodell orientiert sich dabei am erfolgreichen Vorbild der Billigfluglinien: supergünstig, aber wenig Service.

Lange hatten Prepaid-Kunden von T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 nichts zu lachen, denn die Gesprächsgebühren vom Handy ins Festnetz oder zu anderen Handy-Besitzern waren gleichermaßen auf hohem Niveau.

Erst als Tchibo im November 2004 mit technischer Unterstützung des Netzanbieters O2 seine Prepaid-Tarife vorstellte, kam Bewegung in den Markt.

Inzwischen haben auch das Kundenbindungssystem Payback mit Vodafone sowie Schwarzfunk mit E-Plus und SIMply von Victorvox/T-Mobile ihre Billig-Angebote auf dem Markt platziert.

Derzeitiger Preisbrecher ist jedoch die kürzlich gestartete Billigtochter Simyo von E-Plus. "Die Hauptzielgruppe dieser Tarife ist der Wenig- und Gelegenheitstelefonierer, der sich nicht vertraglich binden will und keinen großen Wert legt auf ein teures Handy mit technischem Schnickschnack", so Martin Müller vom Internetportal Teltarif.

Transparente Preise

Charakteristisch für das neue Tarifgefüge ist das transparente Preismodell. So bezahlt der Kunde sowohl für Gespräche ins Festnetz als auch in alle Handy-Netze (Ausnahme: Schwarzfunk) rund um die Uhr den gleichen Minutenpreis.

So weiß der Kunde also genau, was ein Gespräch kostet, während sich der Minutenpreis bei den klassischen Prepaid-Tarifen umständlich aus Nebenzeit oder Hauptzeit und netzinternem oder netzexternem Gespräch und gewähltem Tarif errechnet.

So verlangt Simyo rund um die Uhr 19Cent pro Minute, wobei die erste Gesprächsminute immer ganz, danach im Sekundentakt (60/1) abgerechnet wird.

Günstiger als viele Vertragstarife

Damit ist Simyo vor allem in der Hauptzeit, also werktags tagsüber, deutlich billiger als alle anderen Anbieter und auch günstiger als die meisten Vertragskunden telefonieren.

Erst in der Nebenzeit und am Wochenende telefoniert man mit dem klassischen Prepaid-Angebot Loop von O2 ebenso für 19 Cent ins Mobilnetz.

Das Verschicken einer SMS kostet bei Simyo 14 Cent, das Abrufen der Mailbox ist kostenlos. Ein Anruf beim nur tagsüber erreichbaren Kundenservice kostet 12 Cent pro Minute.

Billiger als Simyo macht es mit 18 Cent pro Minute nur noch SIMply. Allerdings wird ein Gespräch nach der ersten Minute im unvorteilhaften Zehnsekundentakt (60/10) abgerechnet, das Abrufen der Mailbox kostet 18 Cent pro Minute und der Anruf beim Kundenservice teure 1,24 Euro pro Minute.

(Foto: Tabelle: SZ)

Auch ist SIMply ein Postpaid-Angebot, bei dem die vertelefonierten Gebühren erst am Monatsende vom Konto abgebucht werden. Dadurch verliert der Kunde leicht den Überblick über seine Handy-Kosten.

Angebot von Bild-Zeitung und Payback

Mit 29 Cent geht der von der Bild-Zeitung und Payback initiierte Volkstarif ins Rennen. Es wird durchgängig im kundenunfreundlichen Minutentakt (60/60) abgerechnet, die Abfrage der Mailbox kostet 29 Cent pro Minute, eine SMS 19 Cent und ein Anruf bei der Kundenbetreuung 69 Cent pro Minute.

Größtes Handicap bei Payback: Es handelt sich hierbei um einen Vertrag mit einer Mindestlaufzeit von insgesamt sechs Monaten, der sich ohne Kündigung um weitere drei Monate verlängert. Es gibt zwar keine Grundgebühr, dafür muss der Handy-Kunde aber für mindestens 9,90 Euro im Monat telefonieren.

Auch bei Tchibo und Schwarzfunk hält sich das Sparpotential bei den Gesprächsgebühren in Grenzen, denn 35 Cent pro Minute werden von den klassischen Prepaid-Verträgen der Netzbetreiber zum Teil noch unterboten, am Wochenende sind die beiden sogar bis zu fünfmal teurer als die herkömmliche Konkurrenz.

Im Ausland einsetzbar

Grundsätzlich sind die neuen Karten auch im Ausland einsetzbar. Erreichbar und für abgehende Anrufe freigeschaltet ist man in jenen Ländern, in denen Roaming-Partner des Netzbetreibers vorhanden sind, dessen technische Basis die eigene Sim-Karte nutzt.

Supergünstige Minutenpreise wie im Inland gibt es hier nicht, da der eigene Anbieter für die Nutzung des ausländischen Mobilfunknetzes bezahlen muss. So kostet ein im Ausland ankommendes Gespräch meist etwas unter einem Euro, abgehende Anrufe um die zwei Euro pro Minute.

Die deutlichen Preissenkungen der neuen Tarife erkauft sich der Kunde mit Einschränkungen im Service. So verkaufen die beiden günstigsten Anbieter Simyo und SIMply ihre Sim-Karten ausschließlich über das Internet.

Auch das Aufladen sollte man bei beiden möglichst online erledigen, denn sonst wird bei Simyo ein Aufschlag fällig. Der Einzelverbindungsnachweis kostet rund zehn Euro extra. Bei Tchibo hingegen können die Kunden ihr Handy auch in allen Filialen aufladen.

Im Gegensatz zum Vertragskunden erhält der Prepaid-Telefonierer auch kein verbilligtes Handy beim Kauf der Sim-Karte. Das muss der Kunde dann entweder mitbringen oder sich selbst besorgen.

Angebote ohne Telefon

Simyo und SIMply helfen ihrem Kunden da nicht weiter. Bei Tchibo, Schwarzfunk und Payback sind einfache Handys ab 50 Euro bestellbar. "Hierbei handelt es sich meist um sehr einfache oder gar Auslaufmodelle", erklärt Müller.

"Zudem besitzen die Tchibo-Handys ein Simlock". Der Handy-Experte empfiehlt vielmehr, sich im Bekannten- oder Freundeskreis umzuhören oder bei Discountern oder Ebay nach günstigen oder gebrauchten, Simlock-freien Geräten umzuschauen.

Umstieg kann sich lohnen

Da die Gesprächsgebühren insbesondere bei Simyo extrem niedrig sind, kann sich der Umstieg auf einen Billig-Prepaid aber auch für Handy-Nutzer rechnen, die derzeit noch in einem festen Vertragsverhältnis stehen und dadurch meist über ein gutes Handy verfügen.

"Vor allem für jene, die hauptsächlich viel tagsüber und in die Handy-Netze telefonieren, was mit den meisten Vertragstarifen deutlich teurer ist als bei Simyo, kann es sich rechnen, den Vertrag stillschweigend weiterlaufen zu lassen und nur die Grundgebühren zu bezahlen, aber über Simyo zu telefonieren", so Müller.

© SZ vom 08.06.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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