Berliner Flughafen:Alles steht beim BER

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Der Landkreis verhängt einen Baustopp wegen Risiken für die Statik: Die Ventilatoren am Dach sind zu schwer.

Von Jens Schneider, Berlin

Beim Bau des neuen Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld muss die Flughafengesellschaft FBB weitere Verzögerungen hinnehmen. Am Montag verhängte die Bauaufsicht des Landkreises Dahme-Spreewald einen sofortigen Baustopp für die Flächen unterhalb des gesamten Hauptterminals. Der Grund für den Baustopp sind mögliche Risiken in der Statik des Dachs.

Bereits am Wochenende war bekannt geworden, dass in Teilen des Flughafendachs bereits im Jahr 2012 zu schwere Rauchgasventilatoren eingebaut worden waren. Die Flughafengesellschaft sperrte deshalb am Freitag einen kleinen Teil des Hauptterminals ab, "vorsorglich", wie es hieß. Der durch den Landkreis verhängte Baustopp betrifft zunächst das gesamte Terminal. Das Ausmaß der möglichen Verzögerung für den BER lässt sich offenbar nicht abschätzen. Derzeit wird am BER hauptsächlich in anderen Bereichen gearbeitet, im Terminal stehen aber noch wichtige Arbeiten aus. Der Aufsichtsratsvorsitzende des BER, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), nannte den Baustopp am Montag einen "Rückschlag". Der Baustopp gefährdet den ohnehin wackligen Eröffnungstermin für den BER im Herbst 2017. Dieser Termin galt bereits wegen anderer Probleme auf der Baustelle als äußerst unsicher. So wirft seit einigen Wochen die Insolvenz des Technik-Dienstleisters Imtech den Bau zurück. Imtech hatte zentrale Aufträge am BER übernommen. FBB-Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld räumte vor Wochen ein, dass dadurch die Bauarbeiten später fertig sein würden. Bereits jetzt sei man einige Wochen hinter den Planungen. Dies muss nicht zwangsläufig auch bedeuten, dass der Eröffnungstermin platzt. Es gibt in der Planung zwischen dem Bauende und der Eröffnung einen Zeitkorridor von mehr als einem Jahr für die aufwendigen Genehmigungsverfahren und die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme. Deshalb hoffen die Flughafengesellschaft und Aufsichtsrat weiterhin, dass der Eröffnungstermin gehalten werden kann. Die Eröffnung war im letzten Dezember auf das zweite Halbjahr 2017 terminiert worden, nachdem auf der Baustelle monatelang nahezu Stillstand geherrscht hatte. Im Frühsommer 2012 war die Eröffnung des BER vor allem wegen massiver Probleme mit der Entrauchungsanlage abgesagt worden. Danach wurden viele weitere Fehler entdeckt, die in den letzten Monaten vor der Absage gemacht wurden, als der Flughafen unbedingt fertig werden sollte. Die Entrauchungsanlage des BER ist inzwischen neu konzipiert worden. Nach den neuen Planungen sollen - zuvor nicht vorgesehene - Schornsteine für die Entrauchung ins Terminaldach eingebaut werden. Für diese Änderungen hatte die Flughafengesellschaft das Statik-Gutachten in Auftrag gegeben, durch das nun die Probleme offenbar wurden. Es ergab den Angaben des Flughafens zufolge, dass "in drei der insgesamt 20 Deckenfelder offensichtlich vor dem alten Eröffnungstermin 2012 schwerere Rauchgasventilatoren verbaut wurde als in der ursprünglichen Planung angenommen". Deshalb bedürfe es eines neuen statischen Standsicherheitsnachweises. Ein Sprecher des Flughafens erklärte am Montag, dass die FBB diesen Nachweis für die drei Terminaldachfelder erstellen werde. Wie lange dies dauert, sagte er nicht.

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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