Berliner Charité:200 Operationen fallen pro Tag aus

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Die Pfleger der größten Uniklinik Europas treten in einen unbefristeten Streik. Sie kämpfen so für mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen.

An der Berliner Charité, hat am Montag ein unbefristeter Streik des Pflegepersonals begonnen. Im Laufe des Tages sollten mehr als 20 Stationen an allen drei Standorten der Klinik geschlossen werden, wie Verdi-Gewerkschaftssekretär Kalle Kunkel der Deutschen Presse-Agentur erklärte. Der Charité-Vorstandsvorsitzende Karl Max Einhäupl sagte im Inforadio des RBB, er rate Patienten, auch andere Krankenhäuser aufzusuchen. Es werde erhebliche Behinderungen geben. An der Charité gibt es einen Notdienst. Die Rettungswagen der Feuerwehr fahren die Klinik nach wie vor an.

Als erste Auswirkung der Arbeitsniederlegungen werden nach Angaben der Charité pro Tag 200 Operationen ausfallen. Laut Einhäupl können zudem fast 1000 Betten nicht mit Patienten belegt werden, davon 118 Intensivbetten. Die Charité hat insgesamt etwa 3000 Betten. Der Notfallplan sei in alle Richtungen aufgestellt. Mehrere Teams versuchten dafür zu sorgen, dass keine wirklichen Gefahren für Leib und Leben entstehen.

Mit der Arbeitsniederlegung will Verdi einen Tarifvertrag durchsetzen, der eine bestimmte personelle Mindestausstattung der Stationen mit Pflegepersonal vorsieht. Die Charité hält dem entgegen, dass die gewünschten 600 Personalstellen mehr im Jahr 36 Millionen Euro zusätzlich kosten würden. Dies könne die Klinik nicht erwirtschaften, sagte Einhäupl.

Die Berliner Charité ist eigenen Angaben zufolge Europas größtes Universitätsklinikum. Mit 13 100 Mitarbeitern an 104 Kliniken und Instituten erwirtschaftet das Haus 1,5 Milliarden Euro Gesamteinnahmen im Jahr. Jährlich werden dort etwa eine halbe Million Patienten ambulant und stationär versorgt. Fast 4000 Ärzte aller Fachgebiete arbeiten an der Charité. Pro Monat finden etwa 7000 Operationen statt. Der Name Charité bedeutet "Barmherzigkeit". Die Ursprünge des Klinikums reichen ins Jahr 1710 zurück. Damals wurde ein Pesthaus vor den Toren der Stadt gegründet. Da die Krankheit Berlin nicht erreichte, wurde daraus ein Lazarett für Arme, Obdachlose und ledige Mütter. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich daraus ein Weltzentrum der Medizin. Nach dem Mauerfall wurden die medizinischen Institute der Humboldt-Universität und der Freien Universität unter dem Dach der Charité zusammengeschlossen. Sie hat heute vier Standorte in der Stadt.

© SZ vom 23.06.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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