Bericht von Transparency International:Korruption in Schwellenländern nimmt zu

  • Aufstrebende Wirtschaftsnationen wie die Türkei und China werden korrupter. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Korruptionsindex von Transparency International.
  • Deutschland liegt unverändert an Platz zwölf von 175 untersuchten Staaten.
  • Die Organisation kritisiert, dass internationale Finanzmetropolen Korruption in anderen Ländern erst ermöglichen.

Mehr Korruption in Schwellenländern

Vor allem in aufstrebenden Wirtschaftsnationen nimmt die Korruption zu. Zu diesem Ergebnis kommt der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index) von Transparency International. Da Korruption schwer zu messen ist, fragt die Organisation danach, wie Menschen Korruption wahrnehmen. Im Jahresvergleich ergeben sich Hinweise, ob sie ab- oder zunimmt.

Verschlechtert hat sich die Situation insbesondere in der Türkei sowie in den aufstrebenden Schwellenländern Russland und China. Deutschland liegt 2014 unverändert auf Platz zwölf in der Rangliste der 175 untersuchten Länder. Angeführt wird sie wie bereits in den vergangenen Jahren von Dänemark mit der niedrigsten Korruptionsrate. Darauf folgen Neuseeland, Finnland und Schweden. Vor Deutschland sind zudem Norwegen, die Schweiz, Singapur, die Niederlande, Luxemburg, Kanada und Australien gelistet.

Griechenland wurde im Korruptionsindex 2013 von allen Staaten der Europäischen Union am schlechtesten bewertet, liegt im diesjährigen Index aber leicht verbessert gleichauf mit Italien, Rumänien und Bulgarien auf Rang 69. Die korruptesten Staaten sind erneut Somalia und Nordkorea. Knapp darüber liegen der Sudan, Afghanistan, der Südsudan und der Irak.

Türkei stürzt in Rangliste ab

Die Türkei ist in der Liste besonders stark abgestürzt. Der Staat liegt 2014 auf Platz 64 von 174 untersuchten Ländern. Im Vorjahr lag das Land noch auf Platz 53. Transparency International führt das auch auf die politische Lage in der Türkei zurück. Nach den regierungskritischen Protesten im vergangenen Jahr habe es eine Einschränkung der Meinungsfreiheit gegeben. Dabei seien Journalisten verfolgt und festgenommen worden, schreibt die Organisation. Die Korruption sei in politisch instabilen Staaten am höchsten, in Ländern mit einem hohen Maß an Pressefreiheit, transparenten Finanzflüssen und starken Haftungsmechanismen dagegen am niedrigsten.

Bestechung in China nimmt zu

Trotz demonstrativer Korruptionsbekämpfung ist auch China im Index gefallen. Das Land liegt auf Rang 100 von 175 untersuchten Staaten. Aufstrebende Wirtschaftsnationen, deren Regierungen Transparenz verweigern und Korruption tolerieren, würden ein Klima der Straflosigkeit schaffen, in dem Korruption blüht, heißt es von Transparency. Gerade in aufstrebenden Wirtschaften müsse aber auf gesundes Wachstum geachtet werden. Ein auf Korruption aufgebautes Wachstum lasse sich langfristig nicht halten.

Frankfurt, London und New York tragen zu Bestechung zu

Transparency kritisiert nicht nur Staaten, sondern auch Finanzzentren wie Frankfurt, London oder New York. Obwohl diese meist in Ländern mit eher niedriger Korruptionsrate liegen, spielten multinationale Banken und internationale Finanzmetropolen eine wichtige Rolle dabei, dass Korruption in aufstrebenden Wirtschaftsnationen möglich sei. So werde zweifelhaften Eliten ermöglicht, unrechtmäßig erworbene Millionenbeträge beiseitezuschaffen oder zu waschen. Fast jeder Bankenskandal, der mit Geldwäsche zu tun hat, sei über Steuerparadiese in kleinen Inselstaaten hinausgegangen, hieß es von Transparency. Schwarzgeld und Bestechungsgeld sei auch in Frankfurt, London und New York gelandet. An solchen Stellen müsse die Korruptionsbekämpfung nachhaltig verbessert werden.

Wie Transparency arbeitet

Die Organisation listet 175 Länder danach auf, wie hoch die Korruption im öffentlichen Sektor ist. Dabei werden Punkte von null bis 100 vergeben - je mehr Punkte ein Staat erhält, desto niedriger ist der wahrgenommene Korruptionsgrad. Anschließend listet Transparency die Staaten, an erster Stelle steht der Staat mit der niedrigsten Korruption. Der Index stützt sich auf verschiedene Umfragen und Untersuchungen von unabhängigen Institutionen. Transparency International befragt Geschäftsleute sowie Länderanalysten nach ihrer Wahrnehmung und stützt sich auf Umfragen mit Staatsbürgern im In- und Ausland.

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