BER:Ein Rest guter Hoffnung

Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg

Fortschritte bei der Sanierung: Laut Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld ist der neue Flughafen in den allermeisten Bereichen zu etwa 90 Prozent fertig.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Beim ewig verspäteten Berliner Flughafen glaubt Chef Karsten Mühlenfeld nun, Ende 2017 eröffnen zu können. Der allergrößte Teil sei nun fertiggestellt.

Von JENS SCHNEIDER, Berlin

Es gibt die Gewissheit, dass nichts gewiss sein wird, zumindest in diesem Oktober noch nicht. So viel kann Berlins Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld versprechen, bevor sich diesen Freitag sein Aufsichtsrat am Flughafen in Tegel zur Herbstsitzung trifft. Eigentlich sollte nach dieser Sitzung fest stehen, ob der neue Hauptstadtflughafen in Schönefeld tatsächlich im Herbst 2017 eröffnet werden kann. So waren zumindest die Erwartungen noch im Sommer. Doch längst hat Mühlenfeld seine Anteilseigner - den Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg - darauf vorbereitet, dass sie sich noch weiter vertrösten müssen. Seine Botschaft lautet: Es kann sein, dass es klappt im nächsten Jahr mit dem BER, oder auch nicht. Dann stünde die Eröffnung im Frühjahr 2018 an.

"Ich bitte Sie noch um ein wenig Geduld", erklärt der Flughafen-Chef also vor der Sitzung. Dabei betont er, seine Hoffnung noch nicht aufgegeben zu haben. Er meint, den ohnehin um Jahre verspäteten Termin im kommenden Jahr einhalten zu können. "Mir ist es wichtig festzuhalten: Es besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass wir es schaffen, den BER 2017 in Betrieb zu nehmen." Das haben laut Mühlenfeld gerade auch zwei Gutachten bestätigt.

Eines aber versichert Mühlenfeld: "Wir sind definitiv nicht mehr in der Situation wie 2012." Damals musste die feierliche Eröffnung des Flughafens abgesagt werden, weil vor allem beim Brandschutz hatte es zu viele gravierende Mängel gegeben. Nach der Absage wurden immer mehr Mängel bekannt, die mehrere Vorgänger von Mühlenfeld nicht in den Griff bekamen. Mehr als vier Jahre sind seither vergangen.

Einige der Mängel waren so gravierend, dass die Leitung des BER bei diesem Neubau längst von einer Sanierung im Bestand spricht. Die heikle Brandschutzanlage muss komplett umgebaut und neu angeordnet werden. Dabei steht Mühlenfeld mit seinem Team nun vor einem langen Endspurt, bei dem er nicht recht wissen kann, wie lang die Strecke ist.

Einerseits gibt es bereits sichtbare Fortschritte. Einige wichtige Bereiche sind fertig gestellt. "Wir haben die Planung glatt gezogen und sind bereits dabei, wichtige technische Systeme in Betrieb zu nehmen", erklärt der Flughafen-Chef. In den allermeisten Bereichen sei der BER im Grunde zu etwa 90 Prozent fertig. "Sehr gut vorangekommen sind wir bei einem unserer Kernprobleme, dem Brandschutz." Die Abarbeitung der Mängel im baulichen Brandschutz liege bei 88 Prozent.

Ein erneutes komplettes Fiasko wäre demnach ausgeschlossen; es geht dem Vernehmen nach um einen Spielraum von wenigen Monaten. Aber ob es mit dem Termin im November 2017 klappen kann, hängt dem Flughafen-Chef zufolge von den letzten zwei Genehmigungen ab, die er noch braucht, um den Flughafen komplett fertig bauen zu können. Es geht um die Nachträge fünf und sechs zur Baugenehmigung. Vor allem Nummer Fünf gilt als heikel, Nummer sechs intern als eine Art "Lumpensammler", mit dem alles abgeschlossen würde. An ihm soll die Eröffnung nicht scheitern. Mit dem Nachtrag Fünf müssen die umfangreichen Korrekturen an der falsch geplanten Brandschutzanlage genehmigt werden. Ohne dem kann der Umbau nicht abgeschlossen werden. Eingereicht wurden die Unterlagen im Februar, am BER hoffte man, die Genehmigung nach zwei Monaten zu bekommen. Auf dieser Annahme basiert der Zeitplan für die Eröffnung Ende 2017. Aber wieder dauerte alles länger. Das Bauordnungsamt musste viel nachfordern. Der zuständige Landrat Stephan Loge hat dem Flughafen am Donnerstag aber die Genehmigung erteilt. Spannend wird für den Flughafen sein, ob damit weitere Auflagen als Hürden verbunden sind. Es sind etwa 80 Aktenordner, die Mühlenfelds Leute erst mal durcharbeiten müssten.

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