Bei uns in Rom:Spinnt da wer?

"Die spinnen, die Römer", sagen Asterix und Obelix über die antiken Imperialisten. Aber was machen die Römer unserer Tage? Sie wählen bei den Rathauswahlen eine Politikerin, die Manager des regionalen Versorgers absetzen will.

Von Ulrike Sauer

Der Kommissar hat sich wacker geschlagen. Sieben Monate zog der Präfekt Francesco Paolo Tronca gegen korrupte Stadtdiener, Ratten, Schlaglöcher, reiche Schnorrer und das grottenschlechte Image Roms ins Feld. Als Übergangsverwalter, der nach dem Sturz des Bürgermeisters einsprang, durfte er nur die laufenden Geschäfte abwickeln. Umso wichtiger war ihm das Signal: "Es stimmt nicht, dass man in Rom nichts machen kann."

Nebenbei beseitigte der Sonderkommissar Roms neumodisches, englisches Logo "RoMe&You" und verhalf dem antiken Stadtwappen mit dem Signum SPQR für Senatus Populusque Romanus ("Senat und Volk von Rom") zur Rückkehr. Seit Obelix stehen die vier Initialen bekanntlich auch für: Sono Pazzi Questi Romani oder "Die spinnen, die Römer".

Gut, die Asterix-Zeit liegt nun weit zurück. Aber was machen Römer unserer Tage? Sie geben bei den Rathauswahlen mehrheitlich Virginia Raggi ihre Stimme. Mit einem 10-Punkte-Vorsprung geht die Kandidatin der Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo am Sonntag in die Stichwahl gegen Roberto Giachetti, den Matteo Renzi ins Rennen schickt. Raggi frohlockte nach dem ersten Durchgang: "Jetzt sind wir dran, der Wind hat sich gedreht."

Wie immer wittern die Sensibelchen an der Börse Veränderungen des Luftstroms sofort. Sie schickten die Aktie des römischen Versorgers Acea nach unten. Der Börsenwert sank in zwei Monaten um 500 Millionen Euro.

Das ärgert die beiden privaten Großaktionäre Caltagirone und Suez. Aber auch für die Römer ist es verdrießlich. Denn das profitable Wasser- und Stromunternehmen gehört zu 51 Prozent der Stadt. Es sticht aus der Riege der verfilzten, verlotterten und bankrotten römischen Betriebe hervor. Auf dem SPQR-Konto werden just kommende Woche von Acea 54 Millionen Euro Dividende für 2015 eingehen. Zudem ist Roms Leitungswasser erstklassig, was man von den Bussen und der Müllabfuhr nicht sagen kann. Die EZB setzte Acea auf die Liste der 20 italienischen Unternehmen, von denen sie Anleihen kauft.

Das alles interessiert die Börsianer jetzt nicht. Die siegessichere Raggi verkündete im März, dass sie die Acea-Manager vor die Tür setzen wird. Das dürfte richtig teuer werden. In einem TV-Duell legte die 37-Jährige nun nach: "Wir wollen Caltagirone seine Aktien nicht wegnehmen, dazu haben wir nicht die Macht", erkannte die Anwältin Raggi messerscharf. "Aber wenn Gewinne anfallen, müssen sie in der Wassersparte reinvestiert werden." Nun hat Acea im ersten Quartal im Wassergeschäft 80 Millionen Euro Brutto-Ertrag erzielt und zugleich satte 41,7 Millionen Euro investiert. Da fragt man sich: SPQR? Oder: Spinnt da in Rom jemand?

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: