Bei uns in Rom:Mäzene für ein Luxusschlafzimmer

Im Trevi-Brunnen sprudelt nach 516 Tagen akkurater Restaurierung wieder Wasser aus der spätbarocken Fontäne.

Von Ulrike Sauer

Nun fliegen die Münzen wieder. Im Trevi-Brunnen sprudelt nach 516 Tagen akkurater Restaurierung Wasser aus der spätbarocken Fontäne. Das darf man im verlotterten Rom als ein Symbol der Wiedergeburt betrachten. Der Travertin erstrahlt in frischem Glanz. Hundert LED-Leuchten tauchen das Marmorgebirge in bezauberndes Licht. Und sparen obendrein noch Strom. So werfen die Rom-Besucher wieder rücklings ihre Geldstücke ins jetzt blass-grünblaue Bassin, um sich ihrer Rückkehr in die Ewige Stadt zu versichern.

Ohne Fendi wäre es nicht dazu gekommen. Dem römischen Modehaus, das sich gerade neu erfindet, liegt daran, die sentimentale Beziehung zu der Stadt zu festigen, in der es vor 80 Jahren gegründet wurde. Es übernahm die Kosten für die Schönheitsoperation am Dolce-Vita-Brunnen. Der Staat hat für den Erhalt der Pracht kein Geld. Was der Dekadenz im modernen Italien Vorschub leistet.

So sind jetzt die Stilsichersten unter den Industriellen des Landes am Zug. Als Wegbereiter trat vor fünf Jahren Diego Della Valle an, Gründer der exklusiven Ledermarke Tod's. Er stellte 25 Millionen Euro zur Verfügung, um die angegriffene Bausubstanz des Kolosseums zu kurieren. Viel Geduld kostete es ihn, die bürokratischen Hürden zu überwinden. Erst zwei Jahre nach der Vertragsunterzeichnung begannen die Arbeiten an der Kampfarena. Andere Luxuslabel nehmen sich der Rialto-Brücke in Venedig oder der Spanischen Treppe in Rom an.

Doch sind auch die steinreichen Modemacher mit der Rettung des größten Kulturerbes der Menschheit überfordert. Nun kommt Hilfe von unten. In Florenz spendeten die Kunden der Supermarktkette Coop 200 000 Euro für die Auffrischung der Taufkirche, einem 900 Jahre alten Werk der Protorenaissance. Die Domherren hatten die Suche nach einem Sponsor entmutigt eingestellt, als Coop mit der Crowdfunding-Aktion "Umarme das Baptisterium" in die Bresche sprang. Ja, genau: Die rote Kooperative sammelt für die Kirche, die ihrer mittelalterlichen Megalomanie auch in Florenz opulente Denkmäler gesetzt hat.

Aber es geht noch weiter. Der römische Risikokapitalgeber LVenture Group, der gewöhnlich in digitale Start-ups investiert, hat die internationale Crowdfunding-Plattform LoveItaly! ins Leben gerufen. Diese will die globale Community der Italienliebhaber über das Internet mobilisieren. Los geht es in Pompeji. Die erste Sammelaktion soll Geld auftreiben, um das luxuriöse Schlafzimmer im Haus des Zentauren aus der Blütezeit der versunkenen Stadt zu restaurieren.

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