Bei uns in New York:Lila Milch für gesunde Kinder

Die Schulbehörde verteilt jeden Morgen kostenloses Frühstück. Besser gesagt, Süßes, denn es enthält viel Zucker. Das soll sich jetzt ändern.

Von Kathrin Werner

Frühstück in New York? Manch einer denkt dabei an Rührei mit Bacon oder an Pancakes, die in Ahornsirup schwimmen. Oder an Bagels mit Cream Cheese. In Wirklichkeit essen die New Yorker aber wie die meisten Amerikaner eine schnelle, kalte Schale Cornflakes oder andere Frühstücksflocken. Eine Schüssel davon beinhaltet oft mehr Zucker als eine Kugel Eis. Müsli ist im Supermarkt kaum zu finden, stattdessen gibt es Dutzende Sorten Cornflakes und Granola, das mehr mit zerkrümeltem Keks als mit Getreide zu tun hat. Frühstück ist in den USA ein süßes Desaster.

Dass auch New Yorks Schulkinder so in den Tag starten, liegt nicht nur an ihren Eltern. Die Schulbehörde der Stadt verteilt jeden Morgen kostenloses Frühstück an alle Schüler, 254 000 kleine Großstädter speisen täglich im Durchschnitt auf Kosten der Steuerzahler. Auch für die Kinder gibt es süße Frühstücksflocken. Bislang kamen diese ausschließlich von den großen Lebensmittelkonzernen General Mills, Kellogg und Post Foods. Zwischen 90 Cent und einem Dollar gibt die Schulbehörde pro Frühstück aus.

Doch die Amerikaner, insbesondere die gesundheitsbewussten New Yorker, machen sich immer mehr Gedanken um ihre Ernährung und die ihrer Sprösslinge. Michelle Obama, die ehemalige First Lady, hat gesündere Kost für Kinder zu einem ihrer großen Themen gemacht. 2010 hat der Kongress die Standards erhöht, die Schulkantinenessen erfüllen muss. Mehr und mehr Amerikaner achten auf Nährwerte, essen Bionahrung, Selbstgekochtes, mehr Gemüse und vor allem weniger Zucker. Das New Yorker Schulfrühstück passt also nicht mehr in den Trend. Jetzt soll es ein Beispiel für gesündere Ernährung sein.

Seit Kurzem gibt es für die Kids Frühstücksflocken von einem Start-up aus Kalifornien, es heißt Back to the Roots, übersetzt "Zurück zu den Wurzeln". Die New Yorker Schulbehörde hat zwei Cerealien-Sorten von Kellogg mit dem gesünderen Angebot ersetzt. Es ist etwas teurer, die Inhaltsstoffe sind aber bio und beinhalten nur halb so viel Zucker wie Kellogg's Frosted Mini-Wheats. Die können New Yorks Schüler zwar weiter essen, wenn sie wollen.

Wollen sie aber immer weniger. Obwohl die Kinder-Geschmacksknospen an Zucker so gewöhnt sind, dass ihnen die neuen Flocken eigentlich nicht schmecken dürften, kommen sie gut an, sagte Eric Goldstein, der bei der Schulverwaltung für das Essen zuständig ist, der New York Times. Der Grund: Die Flocken aus Kalifornien färben die Milch lila.

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