Bei uns in London:Summer in the City 

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Es ist warm in London, sehr warm. Das Thermometer zeigt mehr als 30 Grad, in den Straßenschluchten zwischen den Hochhäusern des Bankenviertels fühlt sich das glatt wie 40 Grad an. Aber es gibt Möglichkeiten, das Leid zu lindern.

Von Björn Finke

Es ist warm in London, sehr warm. Das Thermometer zeigt mehr als 30 Grad, und in den Straßenschluchten zwischen den Hochhäusern des Bankenviertels fühlt sich das glatt wie 40 Grad an. Der Beton heizt sich ordentlich auf, und es ist stickig, was auch an der schlechten Luft in der Innenstadt liegt. An der Kreuzung Oxford Circus, einer bei Touristen beliebten Einkaufshölle, wurden schlimmere Stickoxid-Belastungen als in Peking gemessen. In den Zeitungen fordern Gewerkschafter ein Recht auf bequeme, luftige Kleidung; die Leser bekommen Tipps, wie sie sich angemessen fürs Büro aber trotzdem sommerlich in Schale schmeißen können. Denn das Problem mit hohen Temperaturen ist ja bekanntermaßen nicht die Hitze an sich - sondern, dass man in dieser Hitze arbeiten muss, statt sie urlaubend am Strand zu genießen.

In der City of London, dem historischen Teil der Stadt, der heute die Banken beherbergt, gibt es zum Glück zwölf Plätze, die einen in Urlaubsstimmung versetzen. Wer da in der Mittagspause mit dem Sandwich in der Hand hinschlendert, kann sich mit ein wenig Phantasie vorstellen, nicht im Herzen eines Büroviertels zu stehen, sondern - je nach persönlicher Vorliebe - an der Costa Brava, der Karibik oder an irgendeinem Baggersee. Das macht die Hitze ein wenig erträglicher. An jenen zwölf Plätzen hat die Verwaltung der City of London durchgesägte Rümpfe von Holzbooten senkrecht auf den Bürgersteig gestellt, so dass sie einen gemütlichen kleinen Unterstand bilden.

In jedem Unterstand findet sich eine Gitarre, die mit einem Draht gegen Diebstahl gesichert ist. Wer mag, kann sich das Instrument schnappen und ein bisschen vor sich hin zupfen. Ein Schild an den Bootsrümpfen warnt vorsichtshalber, dass die Gitarren nicht für Straßenmusikanten gedacht sind, die für Kleingeld spielen. Stattdessen sollen Passanten Mitbürger mit ihren Künsten erfreuen. Das Ganze ist Teil eines mehrwöchigen Musikfestivals in der City of London.

Und es passt wunderbar zu diesem heißen Sommer. Ein Holzboot, ein Hobby-Musiker, der vor sich hin klampft, dazu der blaue Himmel und die Hitze - Urlaubsstimmung pur. Es fehlt nur die Strandliege. Ein kühles Bier oder ein Cocktail in der Hand wären auch nicht schlecht, aber das könnte Probleme mit dem Chef bringen, wenn es nach 20 Minuten Mittagspause wieder zurück ins Büro geht. Träumen wird man ja wohl noch dürfen.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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