Bei uns in London:Giftige Gebühr für Dieselautos

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Autofahrer müssen 11,50 Pfund Maut pro Tag zahlen, wenn sie werktags das Zentrum der britischen Hauptstadt ansteuern. Genügt der Wagen nicht der Euro-4-Abgasnorm, kommen nun zehn Pfund dazu.

Von Björn Finke

Der Name der Abgabe klingt drastisch, und für die betroffenen Fahrer hat sie auch drastische Folgen: Seit dieser Woche ist in Londons Innenstadt eine Toxicity charge fällig, eine Giftgebühr. Autofahrer müssen ohnehin 11,50 Pfund Maut pro Tag zahlen, wenn sie werktags das Zentrum ansteuern. Genügt der Wagen nicht der Euro-4-Abgasnorm, müssen nun zusätzlich zehn Pfund Giftgebühr überwiesen werden. Diese Strafe für Luftverschmutzung, umgerechnet gut elf Euro täglich, kommt auf die meisten Besitzer von Fahrzeugen zu, die vor 2006 angemeldet wurden. Und Bürgermeister Sadiq Khan will den Kampf gegen die Stinker ausweiten. In anderthalb Jahren sollen all jene Dieselmodelle mit einer Strafe belastet werden, die vor 2016 zugelassen wurden. Dann bleiben nur noch neue Dieselautos verschont.

Kein Zweifel: Diese Antriebstechnik hat in der Stadt mit ihren 8,8 Millionen Einwohnern keine Zukunft mehr. Der Labour-Politiker Khan, der selbst unter Asthma leidet, will so die miese Luftqualität in der Metropole verbessern. An der Kreuzung Oxford Circus, der bei Touristen beliebten Einkaufshölle, maßen Forscher einmal schlimmere Stickoxid-Werte als in der Smog-Kapitale Peking. Wollen Autokonzerne Londoner als Kunden behalten, müssen sie sich darum auf umweltfreundlichere Modelle konzentrieren. Ohnehin sind die Verkäufe von Dieselautos im Vereinigten Königreich wegen des Abgasskandals eingebrochen.

Besonders hart trifft Khans Kreuzzug einen Nischenanbieter: den Hersteller der berühmten Londoner Taxen, der Black Cabs. Denn unabhängig von der Giftabgabe hat die Verkehrsbehörde der Stadt festgelegt, dass von Januar an nur noch Taxen neu zugelassen werden, die mindestens 48 Kilometer am Stück fahren können, ohne die Luft zu verpesten - also elektrisch.

Der Produzent der geräumigen schwarzen Droschken, die London Taxi Company, verkaufte Dieselmodelle und musste daher dringend ein Hybridauto entwickeln, ein Fahrzeug, das über Elektro- und Benzinmotor verfügt. Die Firma, die dem chinesischen Geely-Konzern gehört, baute dafür sogar eine neue Fabrik am Rande von Coventry, und sie nannte sich passenderweise in London Electric Vehicle Company um. Vorige Woche starteten die Hybrid-Black-Cabs Probefahrten auf den überfüllten Straßen der Hauptstadt. Die schwarzen Taxen sind nun grün.

© SZ vom 27.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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