Behinderungen für Passagiere:Frankfurter Flughafen droht Streik

Zahlreiche Beschäftigte des Frankfurter Flughafens wollen am Donnerstag sieben Stunden lang streiken. Der Flughafen-Betreiber Fraport bastelt bereits an Notfallplänen. Trotzdem kann es zu starken Beeinträchtigungen des Flugverkehrs kommen.

Wegen eines drohenden Streiks von rund 200 Beschäftigten müssen sich Reisende am Frankfurter Flughafen am Donnerstag auf Behinderungen einstellen. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) kündigte an diesem Mittwoch in Berlin einen Ausstand der Frankfurter Verkehrsaufsicht und der Vorfeldkontrolle zwischen 15:00 und 22:00 Uhr am zentralen Luftfahrt-Drehkreuz an. "Wir gehen davon aus, dass der Flugverkehr massiv beeinträchtigt wird", sagte GdF-Tarifvorstand Markus Siebers nach einer Sitzung des Gewerkschaftsvorstands.

Streik am Flughafen Frankfurt

Ein Mitarbeiter weist am Frankfurter Flughafen eine Maschine ein. Am Donnerstag wollen rund 200 Vorfeldbeschäftigte für ein deutlich höheres Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen streiken.

(Foto: dpa)

Hintergrund ist der Tarifkonflikt um die 200 Beschäftigten, die als Verkehrsdisponenten, Vorfeldlotsen oder Flugzeug-Einweiser arbeiten. Sie wollen über die GdF ein deutlich höheres Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen erreichen. Der Flughafenbetreiber Fraport hatte einen Schlichterspruch des Hamburger CDU-Politikers Ole von Beust abgelehnt und eine nachfolgende Erklärungsfrist der Gewerkschaft verstreichen lassen.

Die GdF will den Spruch umsetzen. Man wolle auf Grundlage des bisherigen Angebots weiterverhandeln, erklärte ein Fraport-Sprecher. Darin sei man der Gewerkschaft schon weit entgegengekommen. Die Forderung laufe auf Entgelterhöhungen von bis zu 70 Prozent hinaus. Für die Beschäftigten der Vorfeldkontrolle habe man die Forderungen nahezu erfüllt. Bei den übrigen seien die angestrebten Gehälter im Vergleich zu anderen, gleichwertigen Jobs am Flughafen nicht mehr darstellbar. Die kleine Spartengewerkschaft GdF wies dies zurück. Man wolle die Frankfurter Kollegen lediglich mit denen in München oder künftig auch Berlin gleichstellen.

"Kompromisslose Haltung des GdF"

Der Betreiber Fraport wollte am Nachmittag seine Notfallpläne für den Streik bekanntgeben. Vor allem die eigens ausgebildeten Vorfeldlotsen dürften freilich schwer zu ersetzen sein. Verzögerungen im Betriebsablauf und Flugausfälle seien nicht auszuschließen, teilte das Unternehmen mit. "Wir bedauern, dass die kompromisslose Haltung der GdF nun auf dem Rücken der Passagiere, der Fluggesellschaften und der Mitarbeiter ausgetragen wird", sagte Arbeitsdirektor Herbert Mai.

Die Strecken- und Towerlotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) sind zur Lenkung des Verkehrs auf dem komplexen Frankfurter Vorfeld nicht zugelassen, erklärte ein Sprecher des bundeseigenen Unternehmens in Langen. Es stünde auch nicht ausreichend Personal zur Verfügung. An kleineren Flughäfen führen die DFS-Lotsen die Jets auch am Boden.

Vom Arbeitskampf bedroht sind am Donnerstag Hunderte Starts und Landungen am größten deutschen Flughafen. Die am stärksten betroffene Lufthansa forderte umgehend strengere gesetzliche Regeln für kleinere Gewerkschaften in der Verkehrsinfrastruktur. Der beschlossene Streik der Frankfurter Vorfeldlotsen sei ein erneuter Beweis, dass man neue Spielregeln brauche, erklärte ein Sprecher des Unternehmens.

Der GdF-Verhandlungsführer Dirk Vogelsang warnte Fraport davor, die Sicherheit auf dem Vorfeld zu gefährden, indem nicht qualifiziertes Personal eingesetzt würde. Nicht alle Tätigkeiten könnten von Fachfremden übernommen werden. Die Funker der Vorfeldkontrolle müssten zum Beispiel 50 bis 60 Funksprüche pro Minute verarbeiten. Dazu brauche man Erfahrung. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad der betroffenen Mitarbeiter liege bei mehr als 80 Prozent, sagte Vogelsang.

Linktipp: Lesen Sie hier, welche Rechte Passagiere bei Streiks haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: