Bayerns Klage gegen VW:Markus Söder hatte es mal wieder eilig

Ist ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, sich ins Gespräch zu bringen: Der bayerische Finanzminister Markus Söder. (Foto: dpa)

Die Klage des bayerischen Finanzministers gegen Volkswagen hätte noch Zeit gehabt. Aber Söder wollte sich endlich wieder ins Gespräch bringen.

Kommentar von Heribert Prantl

Es gab einmal einen SPD-Kanzlerkandidaten, der von sich sagte, er springe nicht in jede Hose, die man ihm hinhält. Peer Steinbrück ist dann auch nicht Kanzler geworden. Bayerns Finanzminister Markus Söder, der unbedingt Ministerpräsident werden will, verfolgt seit Jahren ein anderes Rezept: Er springt in jede Hose, auch wenn man sie ihm gar nicht hinhält. So ist er der bekannteste deutsche Hosenspringer geworden.

Das hat viele Vorteile, vor allem den, dass den Mann jeder kennt. Das hat aber auch den Nachteil, dass er mit allem, was er macht, den Show-Verdacht gegen sich hat. Wenn nun der Freistaat Bayern sich mit seinem Pensionsfonds, für den Söder als Finanzminister zuständig ist, der Klagewelle gegen VW anschließt, denkt kaum einer, dass das womöglich eine sinnvolle Maßnahme sein könnte. Fast jeder denkt: "Ja, ja, der Söder" und meint damit, dass es sich halt wieder um eine Publicity-Nummer handele.

So falsch ist der Verdacht nicht. Es geht nicht um eine gewaltige Summe, sondern um "bis zu 700 000 Euro Schadenersatz" dafür, dass der Pensionsfonds der bayerischen Beamten womöglich Aktienverluste erlitten hat, die er vielleicht nicht gehabt hätte, wenn, wenn, wenn. Das Wenn klären längst Bafin und Staatsanwaltschaft. Da hätte Söder die Ermittlungen abwarten und gegebenenfalls später Klage einreichen können. Aber eine Hose, auf der "Zuwarten" steht, gibt es halt nicht.

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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