Baumarktkette Praktiker:Mitarbeiter verzichten auf Gehalt

Die rund 15.000 Beschäftigten der Baumarktkette Praktiker wollen ihrem Arbeitgeber durch einen Gehaltsverzicht helfen, sich zu sanieren. Die Firma war durch ihre Rabatt-Aktionen "Auf Alles außer Tiernahrung" in finanzielle Schieflage geraten. Auch die neuesten Zahlen des Unternehmens sind nicht gut.

Die Beschäftigten der angeschlagenen Baumarktkette Praktiker beteiligen sich durch eine fünfprozentige Kürzung der Jahreseinkommen an der Sanierung des Unternehmens. Ein entsprechender Tarifvertrag sei mit der Gewerkschaft Verdi abgeschlossen worden, teilte die Praktiker AG in Hamburg mit.

Erzielt werden die Einsparungen demnach in erster Linie durch Reduzierung oder Streichung des Weihnachtsgelds sowie tariflicher und betrieblicher Prämien. Monatliche Tarifgehälter seien nicht betroffen. Zudem gelte im Gegenzug für die Dauer der Laufzeit des Vertrages eine weitgehende Standort- und Beschäftigungssicherung.

Durch den Vertrag sollen die Personalkosten in Deutschland von 2012 bis 2014 jährlich um 17,3 Millionen Euro gesenkt werden. Der neue Vorstandsvorsitzende der Praktiker AG, Armin Burger, bezeichnete den Vertrag als Meilenstein auf dem Weg zur Sanierung und zur Zukunftssicherung des Unternehmens. "Mit ihrem temporären Einkommensverzicht leisten die Beschäftigten der Praktiker AG in Deutschland selbst einen wichtigen Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung", sagte Burger, der erst seit Mitte des Monats an der Spitze von Praktiker steht.

Burger hatte nach heftigen Auseinandersetzungen in Aktionärskreisen zum 15. Oktober Kay Hafner abgelöst, der diese Position interimsweise bekleidet hatte. Auf die Grundzüge des Sanierungstarifvertrags "über einen temporären Beitrag der Beschäftigten zur Restrukturierung des Konzerns" hatten sich das Unternehmen und die Gewerkschaft schon im Juli geeinigt.

Rabbatt-Schlacht brachte Praktiker in die roten Zahlen

Wegen der über längere Zeit ungesicherten Finanzierung der Restrukturierung des Unternehmens waren die Verhandlungen aber unterbrochen worden. Erst nachdem die Finanzierungsfrage, geklärt war, konnten die Verhandlungen nun abgeschlossen werden.

Erst am vergangenen Donnerstag hatte Praktiker schlechte Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Demnach reduzierte sich der Umsatz gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um mehr als zehn Prozent auf 758 Millionen Euro. Für die ersten neun Monate stand ein Umsatzverlust von 6,5 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu Buche. Als Quartalsergebnis vor Steuern wies der Konzern ähnlich wie im Vorjahr einen Verlust von gut 32 Millionen Euro aus.

Vorstandschef Burger hatte dies mit besonders schwierigen Rahmenbedingungen begründet. Unter anderem hätten die unklaren Zukunftsaussichten die Beziehungen zu Lieferanten und die Warenverfügbarkeit beeinträchtigt. Praktiker war wegen einer missglückten Rabatt-Strategie ("20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung") in die roten Zahlen geraten.

Das Unternehmen hat daraufhin mehrfach den Vorstandschef ausgewechselt, die Konzernzentrale aus dem Saarland nach Hamburg verlagert und seine Strategie verändert. Bis zu 120 Praktiker-Märkte sollen nun auf die ertragreichere Konzernmarke Max Bahr umgeflaggt werden. Der Prozess hat gerade erst begonnen, gegenwärtig gibt es in Deutschland 85 Max-Bahr-Märkte und 220 Praktiker-Standorte.

Doch auch die Vertriebslinie Max Bahr musste im dritten Quartal einen Umsatzrückgang von knapp fünf Prozent auf 172 Millionen Euro hinnehmen. Sie konnte vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITA) allerdings einen schmalen Gewinn von 2,9 Millionen Euro beisteuern.

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