Bauernverband wird rigoros:1,5 Millionen Kühe zum Schlachter

Radikale Methode: Millionen Kühe sollen geschlachtet werden, um den Preisverfall der Milch zu stoppen.

C. Bolesch u. D. Kuhr

Angesichts der Krise auf dem Milchmarkt spricht sich der Deutsche Bauernverband (DBV) für eine Massenschlachtung von Kühen aus. "Wenn wir europaweit etwa eineinhalb Millionen Kühe wegnehmen würden, hätte man eine rasche Drosselung des Angebots an Milch", sagte Helmut Born, Generalsekretär des DBV, am Dienstag in Berlin.

Kuh, dpa

Es ist ein altes Lied: Die Milchpreise sind zu niedrig. Jetzt hat der Bauernverband eine radikale Maßnahme gefordert: 1,5 Millionen Kühe sollen geschlachtet werden - und die EU soll dafür zahlen.

(Foto: Foto: dpa)

"Wenn wir dann noch gleichzeitig die Nachfrage beleben, könnte das die Trendwende bei den Milchpreisen einleiten." Die Bauern leiden seit Monaten unter niedrigen Milchpreisen, die eine kostendeckende Produktion oft unmöglich machen.

Europaweit gebe es 30 Millionen Kühe, sagte Born. Eine Reduzierung um etwa fünf Prozent würde den Markt deutlich entlasten. Derzeit bekämen Bauern rund 800 Euro, wenn sie ihre Kuh zum Schlachter brächten.

Schlachtprämie der EU

Nach Ansicht von Born sollte die EU jedem Bauern zusätzlich 400 bis 500 Euro pro geschlachteter Kuh zahlen. "Bei eineinhalb Millionen Kühen würde das maximal 750 Millionen Euro kosten", sagte der Generalsekretär. Das Geld solle aus bislang nicht genutzten EU-Agrarmitteln kommen.

Bei seinem Vorstoß stützt sich der Bauernverband auf eine Analyse zur Lage am europäischen Milchmarkt, die EU-Kommissarin Mariann Fischer-Boel an diesem Mittwoch vorstellen will. In dem zehnseitigen Papier steht als kleiner Vermerk: "Der direkteste Weg, um das Angebot auf dem Milchmarkt zu reduzieren, besteht in einer Reduzierung der Zahl der Kühe."

Sofort wirksam würde das jedoch nur, wenn die Tiere geschlachtet und dafür eine EU-Beihilfe gezahlt würde. Dann jedoch distanziert sich die Kommission von diesem Szenario und schreibt: "Es wird schwierig sein zu begründen, warum man das Geld der Steuerzahler für eine solche Maßnahme ausgeben will, die nicht dem Tierschutz entspricht." Kommissionssprecher Michael Mann bekräftigte dies am Dienstag: "Ein EU-weites Schlachtprogramm ist ganz bestimmt nicht das, was wir wollen."

Auch der Bauernverband selbst hat sich offenbar noch nicht auf eine klare Strategie geeinigt. Sein Präsident Gerd Sonnleitner jedenfalls sagte am Dienstag in Brüssel, der Europäische Bauernverband setze "lieber auf die Stimulierung des Verbrauchs von Milcherzeugnissen, als Zeit mit Maßnahmen zur Verringerung des Produktionspotentials zu verlieren". Nur beiläufig erwähnte Sonnleitner die Möglichkeit, "Milchkühe herauszukaufen".

Weniger produzieren statt schlachten

Der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) ist strikt gegen ein Schlachtungsprogramm. Dies würde nur kurzfristig wirken, sagte BDM-Sprecher Hans Foldenauer. Die übrigen Milchbauern würden ihre Produktion schnell ausweiten. Der BDM möchte dagegen lieber, dass die erlaubte Produktionsmenge auch künftig begrenzt wird.

Die EU-Kommission lehnt jedoch eine solche Reduzierung der Milchquote strikt ab. Stattdessen will Brüssel noch mehr Butter und Milchpulver aufkaufen als bisher und die Exportsubventionen für Milchprodukte weiterzahlen.

Sie will zudem das Geschäftsgebaren der Supermarktketten untersuchen. "Die Lieferkette auf dem Milchmarkt funktioniert nicht", heißt es in dem Bericht. Es gebe dramatische Preiseinbrüche bis zu 49 Prozent bei den Landwirten, aber nur geringe Preissenkungen für die Verbraucher.

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