BASF übernimmt Cognis:Eine chemische Bindung

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Es war ein lange geplanter Deal: BASF übernimmt den Konkurrenten Cognis und macht sich damit unabhängiger von der Konjunktur.

Karl-Heinz Büschemann, Sibylle Haas und Martin Hesse

Der Chemiekonzern BASF wird am Dienstag den Vertrag zur Übernahme des kleineren Konkurrenten Cognis unterschreiben. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Finanz- und Industriekreisen. Der Preis für den Spezialchemie-Hersteller soll bei bei 3,1 Milliarden Euro liegen.

Der Chemikonzern BASF will seinen kleineren Konkurrenten Cognis übernehmen und damit seine Stellung auf dem Gebiet der Spezialchemie festigen. (Foto: ag.dpa)

Damit endet ein monatelanges Gerangel um das Unternehmen aus Monheim bei Köln. Cognis ist ein Hersteller für Chemikalien für die Lebensmittelindustrie, den Henkel 1999 abspaltete. BASF erhält durch den Zukauf nun einen besseren Zugang zu großen Firmen wie Procter & Gamble und Henkel, die Produkte für Endverbraucher anbieten.

Cognis machte im vergangenen Jahr 3,4 Milliarden Euro Umsatz und gilt als profitabel, aber auch stark verschuldet. Cognis beschäftigt weltweit in 30 Ländern etwa 5500 Mitarbeiter, davon 2100 in Deutschland. Das Unternehmen wurde 2001 an die Finanzgesellschaft Permira und die Investmentbank Goldman Sachs verkauft. Goldman Sachs und Permira planten ursprünglich den Börsengang für Cognis.

Störmanöver und ein Konkurrent

Die Finanzkrise und die folgenden Unsicherheiten an den Börsen ließen die Finanzinvestoren jedoch ihre Pläne ändern. Sie befürchteten, über die Börse den gewünschten Preis nicht zu bekommen. Wie zu hören ist, war der Verkauf von Cognis an BASF schon lange geplant. Der Ludwigshafener Konzern ist schon seit 2008 an dem Kauf interessiert, hat sich aber mit der Prüfung der Bilanzen sehr viel Zeit gelassen. Offenbar wollte der scheidende BASF-Konzernchef Jürgen Hambrecht bei seiner letzten großen Neuerwerbung keine Risiken eingehen.

Es gab aber auch Störmanöver, die den Übergang verzögerten. So hat das Management von Cognis den Verkauf an BASF lange bekämpft. Offenbar befürchteten die Manager, sie würden beim Verkauf an den größten europäischen Chemiekonzern ihre Funktionen verlieren. Zudem gab es zuletzt ein Konkurrenzangebot von dem amerikanischen Konzern Lubrizol. Dessen Angebot wurde von den Eigentümern jedoch stets als Behinderung empfunden. "Wir wollten immer mit BASF abschließen", heißt es aus Kreisen der Eigentümer. "Lubrizol geben wir keine Chance."

Das US-Unternehmen mit Sitz in Ohio stellt Spezialchemikalien her, die Motorenöl beigemengt werden. Lange wurde sogar bestritten, dass es ein offizielles Konkurrenzangebot gebe, dann hieß es, die Preisvorstellungen lägen weit auseinander. Zuletzt hieß es, Lubrizol habe ein Angebot gemacht, das über dem von BASF liege, brauche aber noch Zeit für die genaue Prüfung der Bücher ("Due Diligence").

Dritte Neuerwerbung in wenigen Jahren

Auch die Gewerkschaft IGBCE favorisierte den Verkauf von Cognis an BASF. Der Vorsitzende der Gewerkschaft, Michael Vassiliadis, sitzt im Aufsichtsrat des Konzerns. Cognis solle in deutscher Hand bleiben, heißt es dazu in Gewerkschaftskreisen. "Uns ist nicht egal, wo das Unternehmen hingeht", sagt ein führender Vertreter der IGBCE der SZ. "Wichtig ist, dass die Produktion in Deutschland bleibt."

Für BASF ist diese Akquisition die dritte Neuerwerbung in wenigen Jahren. Im Jahr 2006 übernahm der größte Chemiekonzern der Welt den amerikanischen Katalysatorenhersteller Engelhard. Im gleichen Jahr kam die Degussa Bauchemie dazu. Sie liefert Zusatzstoffe für den Beton- und Straßenbau. Im vergangenen Jahr hatte BASF das Schweizer Unternehmen Ciba übernommen. Hambrecht war vorgeworfen worden, der Ciba-Kauf sei zu teuer gewesen.

Cognis passt in die momentane BASF-Strategie. Der Konzern baut schon länger sein Geschäft mit Spezialchemie aus. Damit macht sich der Weltmarktführer von der Industriekonjunktur unabhängiger. Auch steht beim Zukauf von Spezialitäten die Absicherung von steigenden Rohstoffkosten im Mittelpunkt. Dies betrifft vor allem das Rohöl. Viele Cognis-Produkte haben natürliche Öle und Fette als Ausgangsstoffe.

Höhere Margen

Ein Großteil der Erzeugnisse ist daher weniger konjunkturanfällig als Massenchemikalien und wirft zudem höhere Margen ab. Die vergangenen Wochen waren von schwierigen Verhandlungen zwischen BASF und den Eigentümern gekennzeichnet. Angeblich ging es vor allem um die rechtliche Absicherung und um die Pensionsverpflichtungen.

Der Ludwigshafener Konzern BASF ist mit mehr als 100.000 Mitarbeitern und etwa 385 Produktionsstandorten das weltweit größte Chemieunternehmen.

© SZ vom 22.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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