Basel III:Aufseher verwässern Regeln für Großbanken

Der Aufschrei der europäischen Banken zeigt Erfolg: Die Aufseher im Baseler Bankenausschuss erlauben ihnen, bei der Risikovorsorge genauso zu rechnen wie ihre US-Konkurrenten. Das nützt vor allem der Deutschen Bank.

Die großen Banken Europas haben sich durchgesetzt: Es dürfte für sie deutlich leichter werden, die kritische Verschuldungsquote zu erfüllen. Die Entscheider im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht haben sich auf eine weltweit einheitliche Definition für die maximale Verschuldungsquote (Leverage Ratio) geeinigt. Mit der wollen die Chefs der Aufsichtsbehörden und die Notenbankgouverneure aus dem Ausschuss verhindern, dass europäischen Banken einen Nachteil gegenüber ihren US-Konkurrenten entsteht.

Die Leverage Ratio besagt, dass drei Prozent der Bilanzsumme Eigenkapital sein muss - auf drei eigene Euro dürfen also 97 geliehene Euro (Fremdkapital) kommen. Sie soll zusätzlich zu den am Risiko ausgerichteten Eigenkapitalquoten nach dem Basel-III-Regelwerk gelten. Ziel ist, die Verschuldung von Banken zu begrenzen und sie davon abzuhalten, sich übermäßig aufzublähen und dann wegen ihrer schieren Größe gefährlich für das System zu werden.

Die Lockerung der Regel soll nun verhindern, dass Banken genug Eigenkapital zurückhalten; ebenso, dass die Banken nicht aufhören, Kredite zu vergeben, nur damit sie die Verschuldungsquote einhalten. Denn das könnte die Konjunktur abwürgen.

Die Leverage Ratio war auf drei Prozent festgelegt worden. Das bedeutet, dass Banken von 2018 an Eigenkapital in Höhe von mindestens drei Prozent der Bilanzsumme und außerbilanzieller Verpflichtungen vorhalten müssen, unabhängig davon, wie riskant die damit verbundenen Geschäfte sind. Regulierer aus den USA und Großbritannien planen gar, eine Quote von vier Prozent einzuführen. Die endgültige Entscheidung soll 2017 fallen. Von 2018 soll die Leverage Ratio für Großbanken verbindlich sein. Veröffentlichen müssen sie die Zahlen aber bereits vom kommenden Jahr an.

Nachdem der erste Entwurf der Regeln im Sommer bekannt geworden war, hatten sich viele Banken beschwert. Nun ist der Ausschuss ihnen entgegegen gekommen. Vor allem europäische Banken hatten hier einiges zu verlieren. Die Bilanzsumme, die der Quote zugrunde liegt, wird in der US-Rechnungslegung (US-GAAP) anders kalkuliert als nach dem in Europa gültigen IFRS-Bilanzstandard. Das betrifft vor allem den Umgang mit Derivaten.

Diese Methode der Berechnung bläht die Bilanzsumme auf und erschwert so die Erfüllung der Verschuldungsquote. Hierzulande betrifft das vor allem die Deutsche Bank. Sie ist die einzige Großbank mit einem großen Derivate-Buch. Dadurch kommt sie nach US-GAAP auf eine Bilanzsumme von rund 1,2 Billionen Euro, nach IFRS sind es aber rund zwei Billionen. Würden die Definitionen nicht vereinheitlicht, hätte sie damit deutlich mehr Kapital gebraucht als ihre amerikanischen Konkurrenten wie JP Morgan.

Die Leverage Ratio findet zunehmend Beachtung, weil viele Banken und auch ihre Aufseher die übrigen Basel-III-Regeln für zu kompliziert und damit anfällig für Manipulationen halten. Das Aufsichtsgremium für den Baseler Ausschuss beschloss, in diesem und im nächsten Jahr an der Vereinfachung der Regeln zu arbeiten.

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