Bargeldlos:Aldi-Kunden können bald mit Karte zahlen

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Der Discounter hat erkannt, dass das Bestehen auf Barzahlung für Verbraucher nicht mehr zeitgemäß ist. Ab 2005 wird auch die EC-Karte akzeptiert.

bfi

Eine der letzten kartenfreien Zonen im deutschen Handel fällt: Beim Lebensmittel-Discounter Aldi-Nord sollen Kunden von nächstem Jahr an mit EC-Karte zahlen können.

An der Aldi-Kasse werden künftig auch bargeldlose Zahlungsvorgänge abgewickelt. (Foto: Foto: AP)

Die Umstellung werde noch in der ersten Jahreshälfte erfolgen, berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf Quellen im Management des Essener Konzerns.

Aldi-Süd, die Schwester mit Sitz in Mülheim an der Ruhr, plane, schnell nachzuziehen. Eine Sprecherin von Aldi-Nord bestätigte gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass das Unternehmen Kassen mit Karten-Lesegeräten in zwei Filialen teste.

Probephase bereits angelaufen

Aus Branchenkreisen heißt es, die Probephase sei vor acht Wochen in zwei Standorten in Essen und Bochum-Wattenscheid angelaufen.

Die Discounterkette setzt auf "Electronic Cash". Bei dem Verfahren gibt der Käufer nach Lesen der Karte seine Geheimzahl ein und bestätigt die Abbuchung.

Die Kosten liegen bei rund einem Prozent des jeweiligen Kundenumsatzes, schätzt Horst Rüter, Bereichsleiter Zahlungssysteme beim Euro-Handelsinstitut in Köln.

Reaktion auf Lidl

Mit der Aufrüstung reagiert Marktführer Aldi auf seinen schärfsten Konkurrenten Lidl aus Neckarsulm. Lidl habe bereits vor einem Jahr Electronic Cash in allen deutschen Filialen eingeführt, sagt Rüter.

Die Discountgiganten stehen in einem erbitterten Verdrängungswettbewerb. Nachdem sie lange Zeit Jahr um Jahr Marktanteile hinzugewinnen konnten und mittlerweile 40 Prozent aller Lebensmittel verkaufen, droht nun Stagnation.

Die beiden Aldi-Schwestern erzielten im vergangenen Jahr mit 3900 Geschäften 25,7 Milliarden Euro Umsatz, wogegen Lidl bei 2500 Filialen nur auf 9,7 Milliarden Euro kam.

Umsatz abgenommen

Doch Lidl wachse schneller, schätzen Branchenbeobachter. Im Jahr 2003 habe Lidl dem Platzhirschen 156 Millionen Euro Umsatz abgenommen.

Es sei Teil einer neuen Wachstums-Strategie der Billiganbieter, dass sie nun Käufer mit Karte zahlen lassen, sagt Susanne Eichholz-Klein, Projektleiterin im Bereich Handel der Kölner BBE-Unternehmensberatung: "Das reine Preisargument zieht nicht mehr so gut.

Bequemlichkeit wird wichtiger

Den Kunden wird Bequemlichkeit und das Einkaufserlebnis wichtiger." Die Discounter würden klassischen Supermärkten mit breitem Sortiment ähnlicher, um diesen bei Produkten mit größerer Marge Marktanteile abzuluchsen. So bieten sie inzwischen Kosmetik, frische Fruchtsäfte, ungewöhnliche Wurst- und Käsesorten und mehr Auswahl bei Obst und Gemüse an.

Lidl sei im Discountbereich häufig der Vorreiter, Aldi ziehe nach: Die Neckarsulmer haben früher als Aldi verpacktes Frischfleisch angeboten. Und bei Lidl können Kunden meist ganz bequem abends bis acht Uhr einkaufen - auch hier folge der Marktführer nun dem Konkurrenten, sagt die BBE-Expertin.

© SZ vom 15.12.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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