Bargeld-Diskussion:Schäuble und der 500-Euro-Schein

Der Bundesfinanzminister hält die Bargeld-Debatte für karnevalistischen Nonsens: Niemand wolle das Bargeld abschaffen.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Für Wolfgang Schäuble ist das Ganze ein großes Missverständnis. "Niemand will eine Obergrenze einführen, wie viel Bargeld jemand besitzen darf", sagt der Bundesfinanzminister nach dem Treffen mit seinen EU-Kollegen am Freitag. Bis Aschermittwoch habe er gedacht, die Debatte habe karnevalistische Züge, aber jetzt müsse er doch mal klarstellen: "Das ist eine Nonsens-Debatte in Deutschland. Punkt."

Niemand wolle das Bargeld abschaffen, so Schäuble, aber in Europa gebe es einen Flickenteppich, was die Höhe von Bargeld-Transaktionen betreffe. In Frankreich wurde diese etwa von 3000 auf 1000 Euro abgesenkt. "1000 Euro finde ich zu niedrig", sagt Schäuble, aber nach den Terroranschlägen von Paris sei klar gewesen, dass man etwas gegen die Finanzierung von Terroristen tun müsse. Und Bargeld spiele da nun mal eine tragende Rolle. Die Europäische Kommission soll deshalb nach dem Willen der EU-Finanzminister die Notwendigkeit einer Obergrenze bei Bargeld-Transaktionen so schnell wie möglich prüfen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum soll nach den Worten von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem untersuchen, wie die mit dem 500-Euro-Schein verbundenen Sicherheitsrisiken minimiert werden können. Die EU-Finanzminister haben die EZB gebeten, sich des Themas Bargeld und der 500-Euro-Scheine anzunehmen, erklärt der Niederländer. "Es bestehen Risiken, dass große Banknoten und große Bargeldmengen genutzt werden können, um den Terrorismus zu finanzieren", sagt Dijsselbloem, der im Rahmen der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft auch die Sitzungen der EU-Finanzminister leitet.

Zur Frage, wie die Zentralbank mit dem 500-Euro-Schein umzugehen habe, sagt Schäuble: "Ich kommentiere das nicht. Wenn die EZB die Banknote abschaffen will, soll sie es tun oder nicht." Die 500-Euro-Note gehört weltweit zu den Geldscheinen, die am meisten wert sind. In den Vereinigten Staaten reicht die Skala nur bis zur 100-Dollar-Note. Bei der Einführung des Euro-Bargeldes gehörte Deutschland damals zu den größten Befürwortern des 500-Euro-Scheines. Er ist so etwas wie das Äquivalent für den früheren 1000-D-Mark-Schein.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: