Bankhaus Hauck & Aufhäuser:Klein, fein und jetzt chinesisch

Lesezeit: 2 min

Das Bankhaus Aufhäuser auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1905. (Foto: N/A)
  • Die chinesische Fondsgesellschaft Fosun übernimmt die Mehrheit beim Bankhaus Hauck & Aufhäuser.
  • Kleinen Banken machen Regulierungen und niedrige Zinsen zu schaffen.
  • Fosun kauft sich seit Jahren weltweit in Unternehmen ein.

Von Harald Freiberger

MünchenDie Nachricht hat hohen symbolischen Gehalt: Erstmals wechselt eine deutsche Bank mehrheitlich in chinesischen Besitz. Und es ist nicht irgendeine Bank, sondern eine sehr traditionsreiche obendrein: Das noble Bankhaus Hauck & Aufhäuser wird von der chinesischen Fondsgesellschaft Fosun übernommen.

Das Institut entstand 1998 aus der Fusion der Frankfurter Privatbank Hauck, die 1796 gegründet wurde, und des Münchner Geldhauses Aufhäuser, das seine Wurzeln im Jahr 1870 hat. Die Bank ist klein und fein und hat eine exquisite Kundschaft. Sie zählt mit 500 Mitarbeitern aber nicht zu den großen. Gerade für kleine Institute ist das Bankgeschäft in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. Die Regulierung und niedrige Zinsen nagen an den Gewinnen, der Konkurrenzkampf um die vermögende Klientel ist härter geworden. Nun ziehen die Eigentümer von Hauck & Aufhäuser daraus die Konsequenzen und schlüpfen unter das Dach eines chinesischen Investors.

Fosun gilt als "chinesischer Warren Buffett"

Die Beteiligungsgesellschaft Fosun ist in Deutschland kein Unbekannter. Erst kürzlich sorgte ihr Chef Guo Guangchang für Aufsehen, weil er sich gegen die Ablösung von Björn Robins als Chef der BHF-Bank sträubte. Dort hält Fosun knapp 20 Prozent, konnte sich aber nicht gegen die Mehrheitseigner durchsetzen. Seit Jahren kauft sich Fosun weltweit auf der Suche nach lukrativen Investments in Unternehmen ein. In Finanzkreisen fiel auch schon das Wort vom "chinesischen Warren Buffett", der US-Investoren-Legende.

So ist Fosun an einer portugiesischen Versicherung beteiligt, am französischen Ferienkonzern Club Med, an der Bekleidungskette Tom Tailor, am Reisekonzern Thomas Cook - und nun auch an einer deutschen Traditionsbank. Hauck & Aufhäuser gehört 75 Einzelaktionären. Die größten Anteile halten die Unternehmerfamilien Mast ("Jägermeister"), Heraeus (Technologie), Asbeck (Solar) und Riegel ("Haribo"). Eigner, die 80 Prozent der Anteile halten, haben der Übernahme bereits zugestimmt. Den übrigen Aktionären wird nun ein Kaufangebot gemacht. Fosun strebt 100 Prozent an und will 210 Millionen Euro dafür zahlen.

Warren Buffett
:Woodstock für Kapitalisten

Die Investorenlegende ruft zum 50. Aktionärstreffen. Ein Besuch in Omaha - zwischen Fans und wenigen Kritikern.

Von Kathrin Werner

Hauck & Aufhäuser hat schwierige Jahre hinter sich. Ein Ausflug des Ex-Chefs in das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen ging schief. Die Gewinne schmolzen dahin, 2014 waren es knapp fünf Millionen Euro nach zuvor sieben Millionen. Anfang des Jahres beschloss die Bank ein Sparprogramm: 25 Mitarbeiter mussten gehen, die jährlichen Kosten von 110 Millionen Euro sollen um 15 Prozent sinken. Das Institut sieht sich als Spezialist "rund um das Wertpapier". Es verwaltet rund zehn Milliarden Euro Vermögen selbst und verwahrt weitere 15 Milliarden Euro für andere. Ein Schwerpunkt ist außerdem die Betreuung kleiner und mittlerer Aktiengesellschaften auf dem Kapitalmarkt.

Bafin muss noch zustimmen

Beide Seiten betonen die Vorteile des Deals. Wolfgang Deml, der Aufsichtsratschef von Hauck & Aufhäuser und ehemaliger Baywa-Chef, beschreibt Fosun als "langfristig orientierten Investor, der die Tradition und Kultur von Hauck & Aufhäuser bewahren und dem Unternehmen neue internationale Perspektiven erschließen wird". Er vergleicht das Investment mit einem Bordeaux-Schloss, bei dem der neue Eigentümer "die Tradition und Kultur so erhalten will, wie sie sind".

Durch die Kontakte von Fosun könne die Privatbank seinen Kunden einen "unglaublichen Schatz neuer Investoren" anbieten. Zugleich gebe es ein großes Potenzial neuer Absatzmöglichkeiten für eigene Produkte, wenn Hauck & Aufhäuser eine Banklizenz in China erhalte. Umgekehrt könne Fosun von den Kontakten der Bank zum deutschen Mittelstand profitieren. Management, Kunden und auch der Betriebsrat der Bank seien "sehr angetan" von den Vorstellungen des chinesischen Investors. Ganz vollzogen ist die Bank-Übernahme derzeit aber noch nicht, die Finanzaufsicht Bafin und andere Behörden müssen demnächst ihre Zustimmung geben.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Aktien
:Was der Börsen-Crash in China bedeutet

Die Aktienkurse in China rauschen nach unten. Die Regierung versucht hektisch zu retten, was zu retten ist.

Von Marcel Grzanna, Peking, Harald Freiberger und Alexander Hagelüken

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: