Bankgebühren:Scheibchenweise teurer

EC-Karten

Immer mehr Filialbanken verlangen von ihren Kunden eine monatliche Gebühr für das Girokonto.

(Foto: Tobias Kleinschmidt/dpa)

Viele Banken haben das Gratiskonto abgeschafft. Neben der Grundgebühr verlangen sie oft Geld pro Buchung. Ein geplantes Gesetz soll es bald erleichtern, die Kosten zu überblicken.

Von Felicitas Wilke

Der Anblick ist für viele Kunden neu. Seit Kurzem behalten immer mehr Filialbanken von ihren Kunden eine monatliche Gebühr für das Girokonto ein - und sorgen damit für ein ungewohntes Minus auf dem Kontoauszug. Die Postbank, die Hypo-Vereinsbank sowie die meisten Sparkassen und VR-Banken haben ihre Kontomodelle an das geringe Zinsniveau angepasst, wie es im Jargon der Unternehmen heißt. Wer an den Privatkunden noch ein bisschen Geld verdienen wolle, müsse weg vom kostenlosen Girokonto, argumentieren die Banken.

Doch zusätzlich zur Grundgebühr drohen den Bankkunden weitere Kosten. Denn viele Institute erheben neuerdings auch Gebühren für einzelne, alltägliche Bankgeschäfte. Die Commerzbank, die derzeit noch mit einem kostenlosen Girokonto wirbt, berechnet ihren Kunden für jede Überweisung in Papierform 1,50 Euro. Aus null Gebühren können so schnell zehn, zwölf Euro pro Monat werden. Bei der Postbank, deren klassisches Konto von November an ohnehin 3,90 Euro kostet, kommen pro Transaktion mit Beleg weitere 99 Cent hinzu. Einige Sparkassen und VR-Banken lassen sich auch Posten wie Daueraufträge, Lastschriften und Kartentransaktionen etwas kosten. Teils im Centbereich, teils bis hin zu zwei Euro pro Vorgang.

Beim Verbraucherzentrale Bundesverband heißt es, die Gebühren für Einzelposten seien eine "schwerwiegende Neuerung". Die Bankkunden müssten dadurch für jeden Monat abschätzen, wie sie ihr Konto nutzen werden. Es werde ihnen erschwert, herauszufinden, was das Konto effektiv kostet und wie teuer diese Gebühr verglichen mit den Angeboten anderer Banken ist, kritisieren Verbraucherschützer.

"Viele denken eher über neue Schuhe als die Details ihres Kontomodells nach."

Das Prinzip funktioniert bei fast allen Instituten ähnlich. Kunden, die Wert auf möglichst viele inklusive Leistungen legen, können in ein anderes Kontomodell mit höherer Grundgebühr wechseln. Skeptiker des Online-Bankings oder ältere Menschen, die im Internet weniger fit sind, zahlen so schnell weit über hundert Euro im Jahr für ihr Konto. Und selbst dann ist der kostenlose Kontoauszug per Post nicht immer im Preis enthalten. Die Banken verteidigen diese Preispolitik. Die neuen Kontomodelle funktionieren nach dem Baukastenprinzip, kommentiert die Hypo-Vereinsbank.

Doch auch, wenn man im günstigsten Kontomodell alle Transaktionen online erledigt, fallen bei manchen Instituten zusätzliche Gebühren an. Die Sparkasse Jena nimmt für jede beleglose Online-Überweisung 19 Cent, die VR-Bank Ostholstein Nord 20 Cent. Die Gebühr sei "aufwandsgerecht", heißt es bei der Volksbank. "Das läppert sich schnell zu einer beachtlichen Summe", findet Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Einige Banken legten eine "erstaunliche Kreativität an den Tag, wenn es darum geht, neue Gebühren einzuführen", sagt sie.

Manche Institute entwickelten schon in den Neunzigerjahren einmal die Idee, mit einzelnen Dienstleistungen Geld zu verdienen. In der Folge verkündeten die Richter am Bundesgerichtshof (BGH) mehrere Urteile, in denen sie solche Gebühren einschränkten und teilweise für unzulässig erklärten. So müssen die Institute ihren Kunden beispielsweise einen kostenlosen Kontoauszug zur Verfügung stellen. Geht eine EC- oder Kreditkarte kaputt oder wird sie gestohlen, darf die Bank keine zusätzliche Gebühr erheben. Ob und inwieweit jedoch Entgelte für Buchungsposten wie Überweisungen oder Ein- und Auszahlungen rechtens sind, ist derzeit nicht abschließend geklärt. Es gibt kein eindeutiges BGH-Urteil dazu, das Oberlandesgericht in Bamberg erklärte Gebühren für Buchungsposten aber vor drei Jahren für rechtens. Die Banken nutzen die nicht ganz eindeutige Rechtslage. In Zeiten historisch niedriger Zinsen holen sie sich mit der Summe aus Grundgebühren und Einzelposten Geld herein, das sie mit den Spareinlagen der Kunden nicht mehr verdienen. Nach dem Motto: Kleinvieh macht auch Mist.

Verbraucherschützer zeigen dafür sogar Verständnis. Es gehe ihnen nicht darum, dass das Girokonto gratis sein müsse, betonen sie. "Ein Konto ist eine Dienstleistung und darf etwas kosten", sagt Oelmann. Wichtig sei vielmehr, dass die Kunden wissen, worauf sie sich einlassen. Vom kommenden Jahr an könnte eine neue Regelung den Verbrauchern helfen, ihre Kosten für das Girokonto besser im Überblick zu behalten. Denn das Zahlungskontengesetz sieht vor, dass die Banken ihre Gebühren bald transparenter machen müssen, als dies bislang der Fall ist.

Im Abschnitt zur "Transparenz bei Entgelten" heißt es, dass die Banken künftig ihre Kunden vor Vertragsabschluss über alle Gebühren eines Girokontos aufklären und sie anschließend Jahr für Jahr über die tatsächlich entstandenen Kosten informieren müssen. In der Entgeltaufstellung sollen sowohl die Grundgebühr als auch die Beträge für einzelne Leistungen über das Jahr hinweg aufgelistet sein. Noch bis Ende des Jahres handelt die Europäische Finanzaufsichtsbehörde EBA mit Interessensverbänden aus, wie die EU-Richtlinie konkret umgesetzt wird. Frühestens nächstes Jahr, eher aber 2018, soll sie in Kraft treten.

Bis dahin sind die Bankkunden selbst gefragt. Viele Menschen beschäftigten sich nicht gern mit ihren finanziellen Angelegenheiten und "denken eher über neue Schuhe als die Details ihres Kontomodells nach", beobachtet Stephanie Pallasch von der Stiftung Warentest. Sie hat für die Zeitschrift Finanztest im vergangenen Monat die Kontomodelle von 104 Banken verglichen und ebenfalls festgestellt, "dass vermeintliche Kleinigkeiten zunehmend Geld kosten". Pallasch rät Verbrauchern, ihr Nutzerverhalten zu reflektieren. Einige Gebühren lassen sich einfach umgehen. So kostet die Überweisung am SB-Terminal oftmals schon weniger als per Beleg. Wer mehr als 60 Euro im Jahr für sein Girokonto zahlt, sollte Pallasch zufolge aber erwägen, die Bank zu wechseln. Kostenlose Konten bei Filialbanken gebe es kaum noch - große Preisunterschiede aber sehr wohl.

Auch der Gesetzgeber ermuntert die Bankkunden dazu, über ihr Girokonto nachzudenken: Im Zahlungskontengesetz steht, dass Verbraucher ihre Bankverbindung heute leichter wechseln können als früher. Anders als die erst noch kommende Regelung zur Transparenz bei Entgelten gilt diese Richtlinie bereits seit September.

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