Investmentbanking:Die erste Million ist die schwerste

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Finanzkrise? Welche Finanzkrise? Investmentbanker verdienen immer noch blendend, zeigen Zahlen der Aufsicht.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)
  • Investmentbanker gehören häufig zu den Großverdienern in Deutschland.
  • Auch in Krisenzeiten verdienen sie nach wie vor gut.
  • Ob eine Bonus-Obergrenze daran etwas ändert, ist fraglich.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Niedrigzinsen, strenge Regulierung, harter Wettbewerb: Die deutsche Bankenbranche hat vermeintlich allen Grund zum Jammern. Und tatsächlich verdienen viele Kreditinstitute - zumindest aus Sicht ihrer Aktionäre - auch nach der Finanzkrise noch immer zu wenig, um langfristig über die Runden zu kommen.

Doch an einigen geht die Misere nach wie vor vorbei: den Investmentbankern. Wie jüngste Zahlen der Europäischen Bankenaufsicht EBA zeigen, stieg in Deutschland die Zahl der Banker, die ein Millionengehalt verdienen, zuletzt deutlich: von 212 im Jahr 2012 auf 397 im Jahr 2013. Im Durchschnitt kamen diese Banker auf ein Jahreseinkommen 1,58 Millionen Euro - nach 1,56 Millionen Euro im Vorjahr. Die Boni waren dabei mehr als doppelt so hoch wie das Grundgehalt.

"Die EBA-Zahlen zeigen, dass die Banken auch nach der Finanzkrise trotz aller Beteuerungen noch sehr hohe Gehälter gezahlt haben, allen voran im Investmentbanking. Es war also absolut notwendig, diesen Bereich zu regulieren", sagt Michael Kramarsch, Gründer der Personal- und Vergütungsberatung HKP. Anders als in anderen Branchen habe man sich bei den Banken lange Zeit auf das Spiel der Mitarbeiter eingelassen, einen Teil des vermeintlich selbst erwirtschafteten Gewinns auch für sich selbst zu fordern.

Gut der Hälfte der Großverdiener sind Banker

Tatsächlich rekrutierten sich gut die Hälfte der Großverdiener in Deutschlands Banken aus dem Investmentbanking. Nur elf arbeiteten im Privatkundengeschäft und 15 in der Vermögensverwaltung, also in Bereichen, in denen die Banker traditionell weniger verdienen, aber auch selten so hohe Verluste oder Kosten für Rechtsstreitigkeiten produzieren, wie das oft im Investmentbanking der Fall ist.

Interessant wird nun sein, wie sich die Zahlen weiter entwickeln. Denn seit 2014 müssten die Banker eigentlich weniger Gehalt eingefahren haben, weil die EU die Boni gedeckelt hat. Diese dürfen seit diesem Jahr nicht höher ausfallen als das Fixgehalt. Ein doppeltes Fixgehalt ist möglich, wenn die Aktionäre dem mehrheitlich zustimmen. Bei der Deutschen Bank winkten sie das bereits durch, anders als bei der Commerzbank, wo der Großaktionär Bund eingeschritten ist. Die Vorgabe soll dazu führen, dass Banken weniger Risiken eingehen. Die Zahlen zu 2014 veröffentlicht die EBA Ende des Jahres.

Ob die neue Bonusobergrenze die Gehaltsexzesse nun beendet, ist allerdings fraglich. "Die neue Regulierung ist noch längst nicht optimal", sagt Vergütungsexperte Kramarsch. Die neuen Vorgaben führten nämlich nicht dazu, dass die Banker weniger verdienten: "Sie bekommen in Relation zwar weniger Bonus, aber auch ein höheres Fixgehalt", sagt er. Die Deutsche Bank etwa erhöhte laut Vergütungsbericht 2014 bei 1100 Mitarbeitern die Fixgehälter als Antwort auf den neuen Bonusdeckel. Kostenpunkt: 300 Millionen Euro.

Sie drohen zur Konkurrenz zu wechseln

Kramarsch fordert daher, dass Aktionäre auf der Hauptversammlung auch über den gesamten Bonustopf abstimmen dürfen - als Teil der Gewinnverwendung. "Viele Investmentbanker behaupten in guten wie in schlechten Zeiten, man müsste ihnen mehr bezahlen, weil sie andernfalls zur Konkurrenz wechseln würden." Das jedoch ginge in Richtung Erpressung, und jedes Institut müsse sich gut überlegen, ob es solche Leute halten wolle und in diesen Geschäftsfeldern wirklich nachhaltig Geld verdienen könne.

Auch in den Niederlanden, in Irland und Italien stieg die Zahl der Einkommensmillionäre unter den Bankmanagern leicht an. In Griechenland hingegen blieb sie unverändert: Das Krisenland konnte laut den Daten sowohl 2013 als auch 2012 nur einen Einkommensmillionär vorweisen.

Europaweit betrachtet, ging die Zahl der Bankmanager mit einem siebenstelligen Gesamteinkommen zurück: von 3530 auf 3178. Die EBA erklärt das mit Währungskurseffekten sowie der nachlassenden Profitabilität der Geldhäuser. Denn im Wesentlichen liegt dieser Rückgang an den Bedingungen in Großbritannien, wo fünf Mal mehr hoch bezahlte Banker arbeiten als in Deutschland und 13 Mal mehr als in Frankreich. Durchschnittlich verdienten die Top-Banker in der City mehr als zwei Millionen Euro und damit sogar leicht mehr als im Vorjahr.

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